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Freispruch für Ultranationalisten

SERBIEN UN-Tribunal: Šešelj nicht für Kriegsverbrechen verantwortlich

BELGRAD dpa | Schockstarre, böse Kritik und ungläubiges Kopfschütteln in Kroatien und Bosnien – Jubel im rechtsextremen Lager Serbiens. Der völlig unerwartete Freispruch des UN-Jugoslawien-Kriegsverbrechertribunals für den serbischen Nationalisten Vojislav Šešelj hat die Balkanhalbinsel erschüttert. Die Folgen dieser Sensation sind kaum überschaubar: für die ohnehin angespannten Beziehungen in der Region und für das politische System Serbiens.

Nach diesem „erschreckenden und schockierenden Urteil“ sollte man „das Gericht sofort schließen“, verlangte eine einflussreiche kroatische Zeitung. Die „eingesparten Millionen sollte man für die Exhumierung der Massengräber verwenden“, so der bittere Vorschlag. ­Kroatiens Regierungschef Tiho­mir Orešković verurteilte die Entscheidung als „Schande“.

Der Freispruch katapultiert den Chefideologen des Projekts Großserbien, das in den Kriegen der 90er Jahren weit über 120.000 Tote, Hunderttausende Verletzte und Millionen Vertriebene verursacht hatte, in politisch lichte Höhen.

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