Kolumne Pressschlag: Bis an die Grenzen der Lächerlichkeit

Die Rätselfrage ist: Welche Rolle spielt das Geld in der Bundesliga? Gar keine so große, wie man auf den ersten Blick glauben könnte.

Die Spieler von Darmstadt 98 jubeln nach dem Schlusspfiff über den Sieg gegen den HSV

Jubel bei Darmstadt 98 nach dem Sieg gegen den HSV Foto: dpa

Bremen, Frankfurt und Hannover. Beim derzeitigen Tabellenstand müsste die erste Bundesliga gleich von drei Traditionsvereinen Abschied nehmen. Und man ahnt schon, was bald kommen wird, sollte dieses Dreigestirn aus dem heiligen Kosmos verschwinden.

„Früher war alles besser“, werden die Nostalgiker sagen. Früher, als man sich noch eine Dauerkarte kaufen konnte, ohne für Spiele gegen diese großkopferten Hoffenheimer oder diese biestigen Ingolstädter mitbezahlen zu müssen. Und dieser Brauseklub aus Leipzig perlt immer weiter nach oben – voraussichtlich nächste Saison auch in der Bundesliga.

Alles Mannschaften, die mit Firmen- und Mäzengeldern hochgepäppelt wurden, und Klubs, die sich auch als Fußballkulturvereine begreifen, ihren Platz im Oberhaus streitig machen.

Seit Jahren bereits wird der Untergang des Fußballs von denjenigen beschworen, die glauben, man könne das Profigeschäft mit den Regeln einer sozialen Marktwirtschaft einhegen. Und es fließen ja von Jahr zu Jahr immer irrwitzigere Beträge durch die Wirtschaftskreisläufe der Fußballklubs.

Dass das nicht ohne Folgen bleibt, ist unbestreitbar. Scheichvereine wie Paris St. Germain, die derzeit die französische Liga mit knapp 30 Punkten anführen, sind absolute Stimmungstöter.

Aber umso bemerkenswerter ist, wie kleine Vereine mit cleveren Konzepten in diesem immer ungleicher werdenden Wettbewerb bestehen. Allen voran Leicester City führt derzeit in der englischen Premier League mit einem individuell sehr durchschnittlich besetzten Kader die millionenschwere Konkurrenz bis an die Grenzen der Lächerlichkeit vor.

Es geht auch ohne das große Geld

Und auch in der Bundesliga passiert Erstaunliches. Der finanzschwächste Klub Darmstadt 98 steht auch noch nach 29 Spieltagen vor dem von Milliardär Dietmar Hopp hochgezüchteten Hoffenheimern. Mainz 05 wird dank seiner cleveren Ausbildungs- und Transferpolitik wohl am Ende vor dem Konzernverein aus Wolfsburg stehen und in der Europa League spielen. Und auch der FC Augsburg wird wohl trotz vieler struktureller Nachteile ein weiteres Jahr in der Bundesliga verbleiben.

Mit betriebswirtschaftlichem Denken kommt man im Fußball nach wie vor nur begrenzt weit, weil das Verhältnis zwischen Investitionen und Renditen in diesem Geschäft unberechenbar ist. Manch einen treibt das in die Verzweiflung.

Das Projekt: Die Europäische Grenzpolitik will Flüchtlinge von Europa fern halten. Aber für fliehende Menschen gibt es oft keinen Weg zurück. Es entstehen neue Routen, andere Wege. In einer interaktiven Onlinegrafik auf taz.de/fluchtrouten zeigen wir, wie politische Entscheidungen die Fluchtrouten in den vergangenen beiden Jahren beeinflusst haben.

Martin Kind etwa, den Präsidenten von Hannover 96. Durch die Aushöhlung der 50+1-Regel darf er ab 2018 Mehrheitseigner seines Vereins sein und den Laden ganz nach seinem Gutdünken führen. Er will auf die Tradition pfeifen. Ob sich damit der Erfolg einstellt, ist noch lange nicht gesagt.

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Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.

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