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Verbrannte Arbeitsplätze

SCHLACHTHOF-FEUER

Ein Großbrand in der Hähnchen-Schlachtfabrik Wiesenhof in Lohne (Landkreis Vechta) hat Ostermontag einen Schaden in Millionenhöhe verursacht. Zwei Menschen wurden leicht verletzt, Tiere befanden sich zum Zeitpunkt des Brandes nicht in der Fabrik.

Die Trauer über den Sachschaden und den Produktionsausfall dürfte sich bei vielen Menschen in Grenzen halten angesichts eines Konzerns, der immer wieder in der Kritik steht: wegen Massentierhaltung in ihrer perversesten Ausprägung, Verstößen gegen Tierschutzrichtlinien und der Verletzung von Hygienevorschriften. Halt allerdings macht das Geschäftsgebaren von Wiesenhof und seinem Mutterkonzern, der PHW-Gruppe von Hühnerbaron Paul-Heinz Wesjohann, auch vor Menschen nicht: Das Feuer war kaum gelöscht, da teilte eine Unternehmenssprecherin schon mit, Wiesenhof könne „aufgrund des Produktionsausfalls einen Teil seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorerst leider nicht weiterbeschäftigen“.

In Lohne sind 1.200 Menschen beschäftigt, 450 davon als Werkvertrags-ArbeiterInnen. Die wird es als erste treffen: Für diese größtenteils in Osteuropa beheimateten Menschen gilt das deutsche Sozial- und Arbeitsrecht nicht. „Die Gefahr, dass diese Kolleginnen und Kollegen nach dem Brand ohne ein Dach über dem Kopf dastehen, ist riesengroß“, sagte am Mittwoch Matthias Brümmer, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten in der Region Oldenburg/Ostfriesland, der taz.

Auch die restlichen Arbeitsplätze sind in Gefahr. Gewerkschafter Brümmer, der selbst zehn Jahre in der Fleischindustrie gearbeitet hat, setzt seine Hoffnung auf eine Betriebsausfall-Versicherung, die nach dem Brand die Löhne der Beschäftigten übernehmen muss, auf die Verteilung der betroffenen Angestellten auf andere Wiesenhof-Standorte, auf Arbeitszeitreduzierungen oder auch flexible Urlaubsregelungen.

Die Werkvertrags-Beschäftigten hätten davon nichts: Um sie loszuwerden, muss PHW nicht einmal kündigen. SCHN

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