piwik no script img

Fischereiverbot in der Nordsee

Artenschutz Die Bundesregierung einigt sich auf Maßnahmen für Natura-2000-Gebiete

BERLIN afp/dpa/taz | In Teilen der Nordsee soll der kommerzielle Fischfang künftig das ganze Jahr über verboten sein, um bedrohte Tierarten besser zu schützen. „Erstmals haben wir uns innerhalb der Bundesregierung auf Beschränkungen der Fischerei in den Meeresnaturschutzgebieten geeinigt“, sagte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD). „Wir brauchen diese Beschränkungen, damit Seevögel, Fische und Schweinswale dauerhaft in der Nordsee leben können.“

Besonders geschützt werden sollen die Regionen, in denen Schweinswale ihre Jungen aufziehen. Bislang sind sie schon als europäische Schutzgebiete „Natura 2000“ ausgewiesen, nun wird konkretisiert, was das genau bedeutet, etwa Fangverbote oder bestimmte Regeln für den Abbau von Sand. Laut Bundesumweltministerium befinden sich aktuell „viele geschützte Tiere und Lebensräume in der Nordsee nach dem Urteil von Wissenschaftlern in schlechtem Zustand“.

Gut auch für die Fischer

Die ausgewiesenen Gebiete seien auch die Kinderstuben vieler Fischarten, sagte Hendricks. Geschützt würden demnach das Sylter Außenriff, das Gebiet Borkum Riffgrund, die Sandbank Doggerbank, die als nordwestliche Begrenzung der Deutschen Bucht gilt, sowie die Östliche Deutsche Bucht. Es sei nicht nur gut für die Natur, erklärte Hendricks, sondern auch gut für die Fischer, wenn es Schutzzonen gibt, in denen sich Bestände erholen können. Vor allem umstrittene Fangmethoden mit Grundschleppnetzen und Stellnetzen sollen in bestimmten Bereichen verboten werden.

Die deutschen Pläne werden laut Bericht nun an die EU-Mitgliedsländer verschickt, die ebenfalls in der deutschen Nordsee fischen. Dazu gehören Dänemark, die Niederlande, Großbritannien, Belgien und Frankreich. Das eigentliche Fangverbot spricht schließlich die zuständige EU-Kommission aus: Wenn die übrigen Mitgliedsländer den deutschen Vorschlägen zustimmen, gilt das Verbot der Kommission allerdings als so gut wie sicher.

Die deutschen Fischer kritisieren die Pläne. Wenn der Bund 30 Prozent der deutschen Nordseefläche für die Fischerei sperren wolle, dann sei das nicht hinnehmbar, sagte ein Sprecher des Deutschen Fischerei-Verbandes.

Greenpeace will mehr

Die Umweltorganisation Greenpeace begrüßte die Pläne grundsätzlich; ebenso wichtig seien aber ähnliche Regelungen für die Ostsee, sagte Greenpeace-Fischereiexperte Thilo Maack. Außerdem sei nicht nachvollziehbar, „wieso die Krabbenfischerei teilweise von den Maßnahmen ausgenommen sein soll“, kritisierte Maack. „Gerade die deutschen Krabbenfischer zerstören den Nationalpark Wattenmeer und weitere Meeresschutzgebiete.“ Gemeint ist das Schutzgebiet des Sylter Außenriffs, wo nach dem Willen der Bundesregierung Krabbenfischerei erlaubt bleiben soll.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen