: „Erzählen ist familiär und Kunst zum Anfassen“
Worte Janine Schweiger von "Berlin erzählt!" schätzt den intimen Charakter beim Erzählen
49, ist Erzählerin und Organisatorin des Festivals „Berlin erzählt!“, das noch bis 20. März an mehreren Orten in der Stadt stattfindet. Information zum Festival: www.berlin-erzaehlt.de
taz: Frau Schweiger, derzeit findet das Festival des freien Erzählens, „Berlin erzählt!“, statt. Ist Erzählen denn noch zeitgemäß?
Janine Schweiger: Ja, ich habe das Gefühl, das Erzählen wird wieder zeitgemäß. Im skandinavischen und angloamerikanischen Raum gibt es schon seit zehn Jahren Erzählfestivals. Berlin hängt da dem Trend eigentlich hinterher.
Wie kann man sich ein Erzählfestival vorstellen?
Das kommt natürlich immer auf die Gestaltung des Raums an. Es gibt keine klassische Bühne und keine Erzähler-Zuhörer-Hierarchie. Man sitzt gemütlich im Kreis oder am Lagerfeuer und es gibt Getränke. Das Erzählen wird durch den Kontakt zum Publikum interaktiv. Reaktionen oder Umweltgeräusche werden in die Geschichte eingebaut, fast wie beim Improvisationtheater.
Und das funktioniert?
Ja. Die Gäste sind absolut begeistert. Vor allem von dem direkten Kontakt. Sie fühlen sich angesprochen. Erzählen hat einen familiären Charakter und ist Kunst zum Anfassen. Meist sind Erzählabende kleinere Veranstaltungen. Genau das mag das Publikum, gerade in Zeiten von Facebook und YouTube.
Kann man Erzählen auch in den von WhatsApp regierten Alltag einbauen?
Ja, ich kenne auch Erzähler, die ihre Veranstaltungen bewerben, indem sie Auszüge aus ihren Erzählungen bei WhatsApp verschicken.
Und als nichtprofessioneller Erzähler?
Es gibt auch offene Bühnen, auf denen das Publikum erzählt, keine professionellen Erzähler. Außerdem stellen unsere Gäste immer wieder fest, dass es schön ist, auch mal rauszugehen und sich etwas zu erzählen, anstatt zu schreiben.
Beim Festival „Berlin erzählt“ können die Gäste professionellen Erzählern zuhören. Was möchten Sie dadurch erreichen?
Wir möchten über das Festival die große Bandbreite an Erzählorten bekannt machen. Außerdem wollen wir den Berlinern die Chance geben, in Kontakt mit dem Erzählen zu kommen, und ihnen im besten Fall auch den Impuls geben, öfter Erzählveranstaltungen zu besuchen.
INTERVIEW Fabienne von der Eltz
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