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„Fange nie an aufzuhören“

HOMMAGE Talentiert, geduldig und hübsch: Das Filmmuseum Potsdam würdigt die 2005 verstorbene Ufa-Diva Carola Höhn mit zwei Filmen und einer Ausstellung

von Carolin Weidner

Dass ein junger Mensch Talent für die Schauspielerei haben müsse, „das ist ja wohl klar, das ist logisch, sonst braucht man gar nicht erst anzufangen“. Aber eine zweite Sache ist laut Carola Höhn noch wichtiger: „Sie brauchen unendlich viel Geduld und große Disziplin. Das steht an erster Stelle. Sie müssen alles ringsherum vergessen. Ja ich hab da was vor und da muss ich hin – aus! Da spielt dann nur der Beruf die große Rolle.“

Diese hat Carola Höhn lange gespielt. Bald 65 Jahre stand die 1910 Geborene vor den Kameras. Geduld und Disziplin haben dabei sicherlich eine Rolle gespielt. Aber auch unterschiedliche politische Systeme, Machtwechsel, Zufälle. Das Filmmuseum Potsdam widmet Carola Höhn nun eine Foyerausstellung, die am Abend des 10. März Eröffnung feiert. Sie zeigt einzelne Stücke aus dem Nachlass der 2005 verstorbenen Schauspielerin. Und sie geht mit der Vorführung zweier Filme einher, in denen Carola Höhn zu sehen ist: „Der lebende Leichnam“, ein Stummfilm des russischen Regisseurs Fjodor Alexandrowitsch Ozep aus dem Jahr 1929. Und „Der grüne Kaiser“, Paul Mundorfs Kriminalfilm von 1939.

„Der grüne Kaiser“ ist im exzentrischen Milieu eines Großbankiers (gespielt von Gustav Diessl) angesiedelt, doch im wahren Leben entstammte Carola Höhn einfacheren Verhältnissen. Der Vater erhängte sich nach langer Krankheit, die zu jenem Zeitpunkt fünfzehnjährige Carola war fortan mit ihrer Mutter für die finanzielle Absicherung der Familie verantwortlich. In der mit vielen Bildern versehenen Biografie „Carola Höhn – Fange nie an aufzuhören“, deren Titel dem der Ausstellung im Filmmuseum gleicht, gibt Höhn die Reaktion ihrer Mutter nach der Beerdigung wieder: „Kind, jetzt musst du erst mal was Richtiges lernen!“ Das Kind geht in die Herrenkonfektion. „Für schöne Kleidung hatte ich schon immer ein Faible“, so Höhn. „Früh regte sich mein Sinn für das Elegante, Modische und Aparte. Zu einer Zeit, wo andere Mädchen noch wie Aschenputtel umherliefen, stand ich bereits prüfend vor dem Spiegel und hielt mit der Schneiderin meiner Mutter lange Konferenzen ab, um mich so vorteilhaft wie möglich zu kleiden.“

Hinzu kam ihr schönes Gesicht. Ein Fotograf, den Carola Höhn wegen Konfirmationsbildern aufsucht, ergeht sich in einem wahren Fotoreigen. Und der Bruder des Fotografen bekundete: „Mit diesen regelmäßigen Gesichtszügen können Sie sicher Karriere beim Film machen! Außerdem haben Sie eine hübsche Figur und eine passable Stimme!“ Schon sitzt der Floh im Ohr. Ihre erste Stummfilmrolle erhält sie in „Indizienbeweis“ mit Hilde Jennings. Die ersten Starpostkarten folgen, auch Modefotografien und kurze Werbefilme.

Die Augenbrauen sind hoch angesetzt, der ist Blick offen und die Spiellust groß

In Detlef Sierks „April, April!“ (1935) wird Höhn schließlich zur Sekretärin eines Nudelfabrikanten. Sie heißt Friedl, ist ein bisschen schlaksig, aber durchaus fein. Ein Prinz (Albrecht Schoenhals), der auf Besuch kommt, verliebt sich prompt in sie. Nur ahnt Friedl nicht, dass es sich bei dem jungen Herren tatsächlich um einen waschechten Prinzen handelt. Detlef Sierk ist übrigens Douglas Sirk. Zwei Jahre nach „April, April!“ ging er mit seiner jüdischen Frau in die USA und drehte dort als Douglas weiter Filme. Darunter solche wie „All that Heaven Allows“ (1955) oder „Written on the Wind“ (1956).

Carola Höhn blieb dagegen in Nazideutschland, sie spielte die Prinzessin Sissi im „Königswalzer“ (1935) und ein Jahr später in Georg Jacobys Operettenverfilmung „Der Bettelstudent“ an der Seite von Marika Rökk und Johannes „Jopie“ Heesters. So wird aus ihr das, was man einen Ufa-Star nennt.

Auch nach Kriegsende stand Höhn weiter vor der Kamera – etwa in Paul Verhoevens Nachkriegsdrama „Du bist nicht allein“ (1949) –, und sie war bis in die 90er Jahre auf Theaterbühnen und Fernsehbildschirmen zu sehen und verkörperte dabei oft die moderne, unsentimentale Frau. Peter Schamoni würdigt sie dann gemeinsam mit anderen Ufa-Sternen im satirischen Lustspiel „Die letzte Geschichte von Schloss Königswald“ (1987), angelehnt an eine Novelle Horst Bieneks. Höhn ist die Gräfin Dohna. Zurückhaltend, würdevoll. Die Augenbrauen sind hoch angesetzt, der Blick ist offen. Und die Spiellust, die ist weiterhin groß.

Am 10. 3. läuft im Filmmuseum Potsdam, Breite Straße 1A, um 17 Uhr „Der grüne Kaiser“. Um 19 Uhr wird dann die Carola-Höhn-Ausstellung eröffnet und ihr Stummfilm „Der lebende Leichnam“ gezeigt

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