: Die soziale Seite der Natur: Integration beim Gärtnern
Studie Chance für Kommunen: Urban Gardening bringt mehr Lebensqualität in die Städte
Grünflächen in der Stadt sind gut für das urbane Klima. Das gilt nicht nur unter ökologischen Aspekten, sondern auch mit Blick aufs Soziale. Dass Gärtnern dem einzelnen Menschen guttun kann, ist schon bekannt, aber säen und ernten verbindet auch jene, die bislang vielleicht wenig miteinander gemein hatten.
Gemeinschaftsgärten steigern die Lebensqualität in den Stadtquartieren. Das zeigt eine Forschungsarbeit, die im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) entstanden ist. Die Wissenschaftler haben Urban-Gardening-Projekte in Berlin, Potsdam, Leipzig, Hannover, Essen, Marburg und München untersucht.
„Das gemeinsame Säen, Pflanzen und Ernten in den Gärten regt dazu an, sich kennenzulernen, voneinander zu lernen und dabei auch füreinander zu sorgen. Die Projekte sind wichtig für die Integration, weil dort Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft zusammenkommen“, sagt BBSR-Direktor Harald Herrmann. „Vor allem Kindern und Jugendlichen bieten Gemeinschaftsgärten Raum zum naturnahen Lernen. Immer mehr Menschen sind bereit, sich auf diese Weise für das Miteinander im Stadtteil zu engagieren, und insbesondere bei der Integration von Flüchtlingen in unsere Stadtgesellschaften kann das Urban Gardening eine wichtige Funktion übernehmen.“
Das Gros der Gemeinschaftsgärten wird laut der Studie von zivilgesellschaftlichen Gruppen angestoßen. Die Projekte entstehen auf Brachflächen, in Baulücken, Innenhöfen oder auch am Rande großer Wohnsiedlungen und sind zunächst als zeitweilige Nutzungen konzipiert. Es braucht dabei einige Jahre, bis sich die Gärten als Begegnungsorte für den gesamten Stadtteil etablieren. Der Anbau von Obst und Gemüse für den eigenen Bedarf steht im Vordergrund. „Die Experimentierfreude der Beteiligten ist gepaart mit begrenzten finanziellen Mitteln und dem Wunsch nach einer nachhaltigen Ressourcennutzung. Das lässt ganz neue urbane Orte entstehen, die nicht mehr viel gemein haben mit tradierten Bildern von Grün in der Stadt“, so Herrmann.
Kommunen können der Studie zufolge die Gründung der Gemeinschaftsgärten unterstützen, indem sie eine feste Anlaufstelle für Interessierte einrichten. Auch eine verstärkte fachübergreifende Kooperation in den städtischen Ämtern ist förderlich, um die verschiedenen Aspekte der Gemeinschaftsgärten wie Kommunikation, Integration, Bildung, Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz umfassend zu berücksichtigen.
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