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Google lässt es regnen

CASH Der Konzern fördert 128 Medienprojekte in Europa

So viel Jubel gab es lange nicht in der deutschen Medienbranche: Mutti Google packt im Rahmen ihrer „Digital News Initiative“ das Portemonnaie aus – und gab am Mittwoch in Paris bekannt, dass sie 128 Medienprojekte in 23 europäischen Ländern fördern will. In Deutschland verteilt Google insgesamt fast 5 Millionen Euro – so viel wie in keinem anderen Land.

Mit Namen geizte der Suchmaschinenkonzern zunächst aber noch und nannte lediglich zwei geförderte Projekte. Eines davon: das deutsche Start­up „Spectrm“, das an der Verbreitung von Nachrichten via Messaging-Apps arbeitet. Auf ihren Webseiten präsentierten sich aber auch andere Projekte als Gewinner. Das IT-Nachrichtenportal Golem.de etwa, das mit 50.000 Euro Förderung Leser selbst über Länge und Tiefe der Artikel entscheiden lassen will, die sie lesen – technisch umgesetzt über eine linguistische Inhaltsanalyse.

Oder die Datenjournalismus-Agentur Open Data City, die mit der Förderung vorantreiben will, was sie „Sensorjournalismus“ nennt: Über die Analyse von Sensordaten will sie Lesern zugeschnitten auf Zeitpunkt und Aktivität Nachrichten präsentieren. Google fördert aber auch Projekte etablierter Medienhäuser. Tagesspiegel Causa etwa, ein Online-Debattenmagazin, erhält 250.000 Euro. Außerdem, laut Golem.de: der TV-Sender Deutsche Welle, die Wirtschaftswoche und die Nachrichtenagentur dpa.

Bis 2018 will Google mit seiner Digital-News-Initiative insgesamt 150 Millionen Euro in ganz Europa verteilen. Worin einige einen willkommenen Geldsegen für eine gebeutelte Branche sehen. Andere wiederum fürchten eine Unterwanderung – und sehen in der Förderung den Versuch des Suchmaschinenkonzerns, hitzige Debatten um die eigene Rolle als Verbreiter von Nachrichteninhalten mit dem Griff in die Portokasse zu befrieden. Meike LAaff

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