: AfD-Jugend im Ländle von ganz rechts unterwandert
Ba-Wü Die rechtsextremen "Identitären" bauten den Verband auf und stellen Wahlkandidaten
Einer der „Identitären“ wurde von der AfD gar als Kandidat für die Landtagswahl aufgestellt: Stefan Räpple. Der 34-jährige Hypnosetherapeut tritt im Wahlkreis Offenburg an. Auf seiner Website wirbt er damit, die „Junge Alternative“ 2013 gegründet zu haben. Was er nicht schreibt: Im gleichen Jahr hatte er auch versucht, eine Ortsgruppe der „Identitären Bewegung“ zu organisieren, was nur an internen Streitigkeiten scheiterte. Räpple fasste stattdessen einen anderen Plan. „Die IB hat ein Problem“, schrieb er im April 2013 einem Bekannten. „Und das ist die Partei AfD.“ Der Adressat: Moritz Brodbeck, auch er Aktivist der „Identitären“. Er kenne viele, die sich den „Identitären“ angeschlossen hätten, wenn es die AfD nicht gäbe, so Räpple. „Warum einen Untergrundkrieg führen, wenn man gesellschaftlich anerkannt Politik gestalten kann, auch wenn man ein wenig VWL pauken muss.“ Dann wird Räpple explizit: „Ich sehe in der Identitären Bewegung die Jugendorganisation der AfD.“
Ob es schon einen Jugendverband gebe, antwortet Brodbeck. „Wäre Klasse. Weil wenn’s da wirklich nur eine Handvoll junge Leute gibt, dann könnten wir das von Anfang an unter unsere Kontrolle bringen.“ Brodbeck schreibt von weiteren „Identitären“, die dafür zu haben wären. Räpple bestärkt ihn: Die meisten in der AfD würden „alle Positionen der IB vorbehaltlos unterschreiben“.
Die Strategie von Räpple und Brodbeck ist offenbar aufgegangen. Räpple ist heute Kandidat, Brodbeck Landeschef der „Jungen Alternative“. Für die Autonome Antifa Freiburg, der die Korrespondenz ebenfalls vorliegt, ist klar: „Der Jugendverband in Baden-Württemberg wurde von Anfang an gezielt von Neonazis aufgebaut.“
Anders als die AfD wird die „Identitäre Bewegung“, die ihren Ursprung in Frankreich hat, vom Verfassungsschutz beobachtet. Am Telefon wollte Brodbeck sich gegenüber der taz nicht zu dem Sachverhalt äußeren. Eine schriftliche Nachfrage ließ er unbeantwortet.
Andreas Speit
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