: „Ich fühl mich verdammt gut“
Republikaner Nach seinem großen Erfolg präsentiert sich der ehemalige Außenseiter Donald Trump schon mal als gemeinsamer Kandidat und Einiger der republikanischen Partei. Seine Gegnerin ab jetzt: Hillary Clinton
Aus Chicago Rieke Havertz
Für die Republikaner ist der Moment gekommen, sich einzugestehen, dass ihre Partei dabei ist, zur Trump-Partei zu werden. Nach seinen Siegen in sieben Bundesstaaten schart Trump in Palm Beach, Florida, nicht Fans um sich, sondern Journalisten. Und übt schon mal, ein bisschen staatstragend zu sein.
Der Kandidat ist weniger schrill als zuvor. Er lässt sich von seinem Exkonkurrenten, New Jerseys Gouverneur Chris Christie, als „der nächste Präsident der USA“ vorstellen. Und tritt doch unbescheiden wie immer auf. „Ich bin ein Einiger“, sagt Trump.
Trump, der Vereiniger der Republikanischen Partei? Ein Bild, das nach wie vor nur wenige Konservative teilen. Doch die Zahlen belegen, dass sich ihre WählerInnen hinter Trump vereinen. Der Immobilientycoon ist nach seinen Siegen in Arkansas, Georgia, Virginia, Tennessee, Alabama, Massachusetts und Vermont endgültig der Favorit auf die Präsidentschaftskandidatur der Konservativen – sollte sich nicht doch noch eine Strategie auftun, Marco Rubio zu stärken.
Am Dienstagabend konnte der Kandidat des Partei-Establishments lediglich in Minnesota gewinnen. Besser hält sich der andere Anti-Establisment-Kandidat neben Trump, Ted Cruz. Er holt seinen Heimatstaat Texas sowie Oklahoma und Alaska. Ben Carson und John Kasich, die ebenfalls noch im Rennen sind, können nirgendwo gewinnen und landen bis auf Kasich, der in Vermont einen zweiten Platz holt, weit abgeschlagen auf den letzten Plätzen.
Der Evangelikale Cruz fordert Rubio und die anderen sogleich auf, aufzugeben, damit sich alle Anti-Trump-Leute hinter ihm versammeln können. „Es ist die einzige Kampagne, die Donald Trump geschlagen hat und weiter schlagen wird“, sagt Cruz. Etwas voreilig von dem Senator aus Texas, da Rubio später doch noch ein Sieg gelingt.
Cruz’ Argument jedoch ist eines, das auch Rubio wiederholt gebraucht: Nur wenn sich der Rest der Republikaner hinter einem Kandidaten versammelt, besteht die Chance, Trump zu schlagen. Cruz ist jedoch kein Parteiliebling: Der Tea-Party-Kandidat vertritt äußerste Rechtsaußen-Thesen.
Der immer wieder als „moderat“ beschriebene Rubio hingegen, der nicht weniger konservativ in Fragen von Gleichstellung, Recht auf Abtreibung oder Außenpolitik ist, schafft es einfach nicht, die WählerInnen von sich zu überzeugen. Weder gegen Cruz noch gegen Trump.
Als Rubio in seinem Heimatstaat Florida die Bühne betritt, hat er noch keinen Sieg im Rücken. Aber er setzt alles auf die Wahl in Florida. „In zwei Wochen werden wir hier in Florida laut und klar die Botschaft verbreiten, dass die Partei von Lincoln und Reagan und die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten niemals in der Hand eines Betrügers sein wird.“
Der Optimismus ist ambitioniert, nachdem Trump zeigt, dass er quer durch alle Landesteile der USA gewinnen kann. Fast ein Viertel aller Delegierten werden am Dienstag verteilt, Trump holt 234 davon. Seit 1988 hat jeder Kandidat, der die meisten Staaten am Super Tuesday geholt hat, die Nominierung in seiner Partei gewonnen. „Ich fühl mich verdammt gut“, sagt Trump lächelnd auf die Frage einer Journalistin, ob er nun der wahrscheinliche Kandidat seiner Partei sei.
Es ist ungewöhnlich, statt einer Siegesfeier eine Pressekonferenz abzuhalten – aber damit gelingt es Trump, sich länger als jeder andere Kandidat Liveberichterstattung zu sichern. Und auch, wenn er von sich selbst behauptet, „sehr diplomatisch zu werden“, fällt er den Journalisten ins Wort, beantwortet Fragen nicht oder nur mit Allgemeinplätzen und schießt sich schon mal auf Hillary Clinton ein.
„Clinton hat einfach keine Ahnung.“ Ahnung hat nur er. Von Einwanderung, Mauern, Jobs, der Wirtschaft. Und dann ist da noch das Terrorismusproblem. „Schaut nach Deutschland und Schweden und schaut einige dieser Orte an, das ist ein Desaster.“ Durch die Flüchtlinge drohe radikalislamischer Terror, so Trump. Sein Ansatz: Die „jungen, starken und kräftigen“ Männer sollten lieber in ihrer Heimat in den Krieg ziehen.
Bis zum Wahltag am 8. November ist es noch lang. Sollte es aber zum erwarteten Duell zwischen Donald Trump und Hillary Clinton kommen, erwarten fast alle derzeitigen Umfragen die Wahl der ersten Präsidentin der USA.
Im Durchschnitt kommt Clinton nach den letzten Erhebungen auf 46,5 Prozent. Trump erreicht nur 43,5 Prozent. Die günstigste Umfrage für Clinton kommt von CNN und ermittelt ein Verhältnis von 52 zu 44. Trump schneidet am besten bei USA Today ab, wo er Clinton mit 45 zu 43 Prozent knapp überholt.
Doch bevor es zum erwarteten Showdown kommt, müssen Clinton und Trump noch weitere Vorwahlen für sich entscheiden. Besonders wichtig wird da der 15. März, wenn unter anderem in Florida, Illinois, Missouri und Ohio abgestimmt wird.
Gekürt werden die Kandidaten der Parteien dann vom 18. bis 21. Juli (Republikaner) und vom 25. bis zum 28. Juli bei den Demokraten. (klh)
Viele Bürger nehmen ihm all das ab. Umfragen nach den Wahlen belegen Altbekanntes: Trump wirkt anziehend, weil er kein Politiker ist und Dinge sagt, wie sie sind. Der wichtigste Faktor ist hierbei die wiederholt artikulierte Enttäuschung der Wähler gegenüber der Republikanischen Partei. Es zeigt, wie weit sich Basis und Partei voneinander entfernt haben.
Darüber hinaus ist der Prozess mit Dutzenden TV-Debatten und Kampagnen auf sozialen Netzwerken öffentlicher geworden, weshalb die Republikaner „nicht mehr viel Kontrolle über die Nominierung“ haben, wie die New York Times schreibt.
Noch ist Donald Trump nicht Präsidentschaftskandidat der republikanischen Partei. Ihn zu schlagen wird jedoch immer schwerer, zumal mit Cruz und Rubio immer noch zwei nicht völlig abgeschlagene Kandidaten hinter Trump um Stimmen buhlen. Schon Mitte März wird unter anderem in Ohio, Florida und Illinois gewählt. Dort werden die Delegierten nicht mehr proportional auf die Kandidaten verteilt, sondern der Sieger erhält alle Wahlmänner. Der Trump-Partei steht nicht mehr viel im Weg.
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