: UN vermuten Kriegsverbrechen
SYRIEN Nach den Angriffen auf Krankenhäuser und Schulen bleibt zunächst offen, wer für die Taten verantwortlich ist. Dafür gibt es Schuldzuweisungen und Dementis
Von Beate Seel
Bei den Angriffen am Montag auf vier medizinische Einrichtungen und zwei Schulen kamen nach Angaben der UNO fast fünfzig Zivilisten ums Leben. Die Ziele liegen in Gebieten, die von Rebellen kontrolliert werden. Mindestens 14 Personen wurden in Asas getötet, dem letzten Rebellenstützpunkt vor der Grenze zur Türkei. Dort trafen Raketen ein Kinderkrankenhaus und eine Schule, in der Flüchtlinge untergebracht waren. Dies berichteten ein Sanitäter und Bewohner der Stadt gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Getroffen wurde auch eine Klinik der Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) in Maarat al-Numan in der Provinz Idlib; zwei der Klinken wurden vom UN-Kinderhilfswerk Unicef unterstützt.
„Die Zerstörung des von Ärzte ohne Grenzen unterstützten Krankenhauses scheint ein gezielter Angriff auf eine Gesundheitseinrichtung gewesen zu sein“, teilte Massimiliano Rebaudengo, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen, in einer Stellungnahme mit. „Die Zerstörung des Krankenhauses lässt die rund 40.000 in der Region lebenden Menschen ohne Zugang zu medizinischer Versorgung zurück.“
Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte erklärte, die Angriffe auf die Krankenhäuser kämen möglicherweise einem Kriegsverbrechen gleich. Auch Amnesty International wies darauf hin, dass gezielte Angriffe auf medizinische Einrichtungen und ärztliches Personal eine eklatante Verletzung des humanitären Völkerrechts seien. AI forderte alle Konfliktparteien auf, solche Angriffe einzustellen.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind seit dem Beginn des Bürgerkriegs in Syrien bislang mindestens 640 Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger und anderes medizinische Personal getötet worden. Etwa 60 Prozent der syrischen Krankenhäuser seien beschädigt oder zerstört, teilte die WHO am Dienstag mit.
Russland wies unterdessen jedwede Verantwortung für den Angriff auf das MSF-Krankenhaus zurück. Zuvor hatte unter anderem die Türkei der russischen Luftwaffe vorgeworfen, die Klinik zerstört zu haben. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte am Dienstag, solche Vorwürfe seien nicht hinnehmbar. Er verwies zugleich auf eine Erklärung des syrischen Botschafters in Russland, der das US-Militär für den Angriff verantwortlich gemacht hatte.
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