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Studie zu Sexualdelikten in NiedersachsenWenige Opfer zeigen an

Sexualdelikte sind häufig, werden aber selten angezeigt, heißt es in einer neuen Studie des LKA Niedersachsen. Nur etwa 6 Prozent aller Opfer gehen zur Polizei.

Viele öffentliche Plätze werden von Frauen aus Angst gemieden: Demo gegen Gewalt gegen Frauen in Köln. Foto: dpa

Hannover epd | Nur wenige Opfer von Sexualdelikten zeigen einer neuen Studie des niedersächsischen Landeskriminalamts zufolge die Tat auch bei der Polizei an. Sexuelle Übergriffe auf Frauen im öffentlichen und privaten Raum seien häufig, würden aber von diesen oft nicht als kriminelles Unrecht bewertet, sagte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) am Montag in Hannover. Für die zweite sogenannte Dunkelfeldstudie wurden insgesamt 40.000 Männer und Frauen in Niedersachsen ab 16 Jahren im Februar und März vergangenen Jahres befragt.

Im Zweifelsfall sei es immer besser, Anzeige zu erstatten, betonte Pistorius: „Der Schlüssel ist, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass es kein Kavalierdelikt ist, wenn eine Frau belästigt wird.“

Der Studie zufolge gaben rund 1,5 Prozent der Befragten an, im Jahr 2014 Opfer von Sexualdelikten geworden zu sein. Rund 5,9 Prozent der Opfer hatten Anzeige erstattet – zwei Jahre zuvor waren es 4,1 Prozent.

Generell hätten jüngere Frauen ein ausgeprägteres Unsicherheitsgefühl als ältere, sagte LKA-Präsident Uwe Kolmey. Bei Männern sei dies umgekehrt. Das führe auch zu einem veränderten Verhalten von Frauen im öffentlichen Raum. So gaben deutlich mehr Frauen (28,1 Prozent) als Männer (11,7 Prozent) an, abends öffentliche Verkehrsmittel zu meiden.

Pistorius betonte, es sei wichtig, die Opfer von Straftaten zu schützen und zu unterstützen. Viele Menschen nähmen aus Angst vor einem Verbrechen oder weil sie schon einmal Opfer krimineller Taten wurden „immense Einschränkungen“ in Kauf. „Insbesondere Frauen meiden bestimmte Straßen oder Plätze oder gehen abends nicht mehr aus.“ Hier müsse das Vertrauen in die Polizeiarbeit weiter gestärkt werden.

Für die Studie wurden die Menschen nach ihrer Angst vor Kriminalität und nach Opfererfahrungen befragt und sollten die Polizeiarbeit bewerten. Rund 20.438 Personen antworteten. Die Studie wurde erstmals 2013 ausgeführt.

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