: „Heimatgefühle wecken“
WOHLFÜHLORT Die Pflegeeinrichtung Alsterberg weiht eine Bar für ihre dementen Bewohner ein
52, die gelernte Altenpflegerin leitet die Pflegeeinrichtung Pflegen und Wohnen Alsterberg in Hamburg.
taz: Frau Rachowitz, welche Idee steckt hinter Ihrer „Haifischbar“ für Demenzkranke?
Sandra Rachowitz: Wir wollen unseren Bewohnern ein Ziel geben und einen Ort zum Wohlfühlen bieten. Demenzkranke Menschen sind ja für ihren Bewegungsdrang bekannt und es ist gut, wenn sie irgendwo ankommen können. Deshalb haben wir uns überlegt, einen bisher ungenutzten Raum aufzuwerten.
Wie denn?
Wir haben den Raum komplett neu gestaltet. Er sieht jetzt aus wie eine typische Haifischbar aus der TV-Show des NDR in den sechziger und siebziger Jahren, wie eine echte Hafenkneipe in Hamburg eben. Wir sind sogar mit ein paar Bewohnern in die letzte Hamburger Haifischbar gegangen, um dort Eindrücke zu sammeln.
Und jetzt hängen in Ihrer Bar Fischernetze von der Decke?
Ja, es hängen dort auch Fischernetze. Und natürlich ein Haifisch. Außerdem gibt es Buddelschiffe, viele Deko-Elemente aus Messing und Tauen, Fußball-Fanartikel und vieles mehr. Die Wände erhielten eine Holzvertäfelung und es wurde ein Tresen mit Barhockern beschafft. So ist eine gemütliche Kneipenatmosphäre entstanden.
Was genau soll mit der Bar bewirkt werden?
Es soll ein Heimatgefühl entstehen. Die meisten Bewohner kommen aus Hamburg und waren früher in genau solchen Kneipen unterwegs. Der Raum soll für Sicherheit und Wohlgefühl sorgen und Langeweile vorbeugen. Dort können die Bewohner auch ihre Angehörigen treffen oder würfeln. Für Musik ist mit einer Jukebox gesorgt.
Wie groß ist die Haifischbar?
Mit 27 Quadratmetern gibt es Platz für ungefähr 15 Personen. Insgesamt haben wir in diesem Bereich 24 Bewohner. Im Sommer kann außerdem der Außenbereich genutzt werden, der beispielsweise mit Fässern dekoriert ist. Uns ist es wichtig, dass sich die Bewohner möglichst frei bewegen können und das ist jetzt vermehrt möglich.
Gibt es schon Rückmeldung von den demenzkranken Bewohnern?
Nein, die Bar wird erst heute Mittag eröffnet. Nur ein paar wenige haben sie bereits gesehen. Besonders freuen wir uns über den Besuch der Zweiten Bürgermeisterin Katharina Fegebank. Danach können unsere Bewohner die Haifischbar zum ersten Mal besuchen. Darauf freuen wir uns schon.
Interview: Melina Seiler
Eröffnung: „Haifischbar“ für Demenzkranke in der Pflegeeinrichtung „Pflegen und Wohnen“ Alsterberg, Maienweg 145
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen