heute in Bremen
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"Nicht nur ein Grüppchen"

Diskussion Die Interventionistische Linke über Möglichkeiten, Abschiebungen zu verhindern

Laura Müller

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28, ist aktiv bei der Interventionistischen Linken Bremenund beim Aktionsbündnis Refugees Welcome.

taz: Frau Müller, Sie wollen heute Abend mit AktivistInnen aus Göttingen über Möglichkeiten sprechen, Abschiebungen zu verhindern – reden Sie da über legale oder über illegale Wege?

Laura Müller: Uns geht es weniger um die Frage, ob etwas legal oder illegal ist, sondern darum, ob es legitim ist, die Abschiebung von Menschen zu verhindern – und diese Frage können wir nur mit Ja beantworten. Wir wollen aber erst einmal erfahren, was Menschen in anderen Städten tun und was wir von ihnen lernen können.

Was tun denn die Menschen in Göttingen?

Dort hat sich ein breites Bündnis aus allen möglichen Menschen vom linksradikalen bis hin ins bürgerliche Spektrum gebildet, das im letzten Jahr erfolgreich Abschiebungen verhindern konnte.

Wie sah das konkret aus?

Durch Vernetzung per SMS-Verteiler und Notfalltelefon konnten schnell so viele Menschen zusammengetrommelt werden, dass sie die Unterkünfte blockieren und Ausländerbehörde und Polizei daran hindern konnten, die Menschen aus dem Haus zu holen.

Und die Polizei hat sich das gefallen lassen?

Die Polizei ist weniger aggressiv, wenn sie sieht, dass sich nicht nur ein Grüppchen Linksradikaler, sondern viele Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft gegen eine Abschiebung wehren. Deswegen wollen wir genau das auch für Bremen: Alle, von Inis bis hin zu Privatpersonen, sollen sich aufgerufen fühlen, mitzumachen – in diesem Fall macht’s die Masse.

Warum planen Sie in Bremen erst jetzt eine Initiative, die es in anderen Städten schon lange gibt?

Bisher hat Bremen sich mit Abschiebungen zurückgehalten. Aber seit der Verschärfung des Asylrechts wurden etwa 200

Menschen zur Ausreise aufgefordert. Folgen die dem nicht, droht die Abschiebung – auch hier in Bremen. Es handelt sich hier zum Teil um Menschen, die schon seit Jahrzehnten in Deutschland leben.

Nach der Verschärfung des Asylrechts soll wieder ohne vorherige Ankündigung abgeschoben werden dürfen. Was wollen Sie denn in diesem Falle tun?

Auch hier gibt es bereits Erfahrungen und Pläne, von denen wir sicherlich profitieren können. Interview: SCHN

19 Uhr, Lagerhaus