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Kein Happy End am Babylon

Arbeit Die Mitarbeiter des Kinos in Mitte lösen ihre Verträge auf eigenen Wunsch auf

Der Streik am Kino Babylon Mitte ist beendet. Allerdings steht am Ende der Auseinandersetzung keine tarifliche Einigung. Die fünf Mitarbeiter des Kinos am Rosa-Luxemburg-Platz in Mitte gehen – und das auf eigenen Wunsch. „Es war für uns nicht mehr möglich, dort weiterzuarbeiten“, sagte Tobias Wiloth vom Betriebsrat. Am Ende sei es ihnen nicht mehr nur um den Lohn, sondern auch um die Betriebskultur gegangen. „Der Geschäftsführer hat den Tarifstreit mit der Nazikeule geführt, für uns war das Vertrauen zerstört.“

Im Juli 2015 waren die Mitarbeiter in einen unbefristeten Streik getreten und hatten höhere Löhne gefordert. Der Geschäftsführer des Kinos, Timothy Grossman, hatte gegen einige Streikteilnehmer vor dem Arbeitsgericht geklagt. Daneben hatte es auch Konflikte auf persönlicher Ebene gegeben: Grossman hatte die Eingangstüren des Kinos im Oktober mit Davidsternen besprüht und ein Transparent mit der Aufschrift „Deutsche, wehrt euch: kauft nicht im Babylon“ an seinem Kino aufgehängt. Nach eigener Aussage wollte er damit gegen die „Diffamierungskampagne eines Mitarbeiters“ protestieren.

Im Dezember hatten die Mitarbeiter ihren Streik unterbrochen, Grossman legte ihnen in Verhandlungen zwei Angebote vor. Allerdings erklärten die Streikenden schließlich, dass sie kein Interesse mehr an einer Weiterbeschäftigung im Kino hätten. Verdi handelte daraufhin einen Sozialtarifvertrag mit Abfindungen und sofortiger Freistellung für die Mitarbeiter aus, den die Betroffenen einstimmig annahmen. Die Mitarbeiter befürchteten laut Verdi auch, mit der Zeit rausgemobbt zu werden.

„Wir handeln als Gewerkschaft im Auftrag der Mitglieder und nicht zum Selbstzweck“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Andreas Köhn. „Ich habe vollstes Verständnis für die Reaktion der Kollegen, so bedauerlich dies auch für die Durchsetzung von tarifvertraglichen Regelungen ist.“

Uta Schleiermacher

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