Grab geöffnet, Opfer gesehen

KRANKENHAUSMORDE Die Zahl der mutmaßlich vom Ex-Pflegers Nils H. Ermordeten erhöht sich auf 21

Der wegen Mordes verurteilte Ex-Krankenpfleger Niels H. hat möglicherweise sieben weitere PatientInnen auf dem Gewissen. Damit erhöhte sich die Zahl der weiteren Opfer auf 21. Das hätten die Exhumierungen von mehreren Leichen auf Friedhöfen in Stuhr und Ganderkesee nahe Delmenhorst ergeben, teilten die Staatsanwaltschaft Oldenburg und die dortige Polizei am Mittwoch mit.

Bei den Leichen wurden Rückstände des Herzmedikaments Gilurytmal nachgewiesen, mit dem der Pfleger am Klinikum Delmenhorst PatientInnen totgespritzt hatte. Wegen des Todes von fünf PatientInnen hatte das Landgericht Oldenburg Niels H. im vergangenen Februar zu lebenslanger Haft verurteilt.

Im Prozess hatte er jedoch gestanden, von 2003 bis 2005 etwa 30 Menschen getötet zu haben, einem Psychiater gegenüber sprach er von 90 PatientInnen, denen er grundlos das Medikament gespritzt habe. Die Polizei geht indes mehr als 200 Verdachtsfällen nach.

In den vergangenen Monaten ließen die Ermittler zahlreiche Gräber im Nordwesten öffnen. Auch zurzeit liefen wieder Exhumierungen, sagte eine Polizeisprecherin. Diese werden die Polizei voraussichtlich noch mehrere Monate beschäftigen.

Bereits 2008 war Nils H. vom Landgericht Oldenburg zu einer Freiheitsstrafe von siebeneinhalb Jahren wegen versuchten Mordes verurteilt worden, weil er einem Patienten auf der Intensivstation des Klinikums Delmenhorst eine Überdosis Gilurytmal verabreicht hatte.

Damals schon gab es Hinweise, dass das Ausmaß der Taten viel größer sein könnte, aber die zwei damals zuständigen Staatsanwälte lehnten die Exhumierung weiterer potentieller Opfer ab. Erst auf massiven Druck von Angehörigen der Verstorbenen wurden die Ermittlungen später wieder aufgenommen. dpa/taz)