„Baby Tayler war kein Kinderschutzfall“

totes kind Träger Rauhes Haus erklärt, Betreuerin hätte blaue Flecke nicht melden müssen

Im Fall des am Samstag an schweren Kopfverletzungen gestorbenen Tayler hat der Träger Rauhes Haus das Handeln seiner Mitarbeiterin verteidigt. Die Sozialarbeiterin hatte noch am Tag vor der tödlichen Misshandlung blaue Flecken bei dem kleinen Jungen festgestellt, dies aber nicht dem Jugendamt gemeldet. „Die Einschätzung war, dass dies beim Umstürzen passiert ist“, erklärt Pressesprecher Uwe Mann van Velzen. Solche Blessuren seien typisch für Kinder, die laufen lernen. „Diese Einschätzung haben wir nach wie vor.“

Das Rauhe Haus, das etwa 250 Mitarbeiter in der Jugendhilfe beschäftigt, hatte ab August die Rückführung des Jungen in seine Familie begleitet, nachdem dieser im Sommer wegen einer Schulterverletzung vom Jugendamt in Obhut genommen worden war.

Die Situation von Tayler wurde von Jugendamt bei seiner Rückführung nicht als „Kinderschutzfall“ eingestuft, für den hohe Auflagen und Meldepflichten gegolten hätten, sondern als Fall für eine Hilfe zur Erziehung. Deshalb hätten die Sturzverletzungen nicht gemeldet werden müssen, sagt Mann van Velzen. Man sei über das, was am nächsten Tag passierte, sehr erschüttert. „Es ist unerklärlich für uns“, sagt er. Die Hilfe sei gut verlaufen. Es seien nicht nur eine Kollegin, sondern auch mal zwei oder drei Fachkräfte bei Kind und Mutter gewesen. Das Baby sei auch unbekleidet gesehen worden.

Unterdessen wartet die Staatsanwaltschaft auf das Ergebnis der Obduktion, um den Tatzeitpunkt zu bestimmen. Gegen die Mutter und ihren Lebenspartner wird ermittelt, sie sind aber auf freiem Fuß.

Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) hat die Jugendhilfeinspektion mit der Aufklärung des Falls beauftragt. Dabei helfen soll Sozialwissenschaftler Christian Schrapper von der Uni-Konstanz, der ihre Behörde seit längerem berät.

Derweil unterstützt die FDP-Fraktion die Forderung der CDU nach einer Sondersitzung des Familienausschusses Anfang Januar. Die Linksfraktion dagegen hält nichts von „hektischen Sondersitzungen“ und fordert eine Experten-Kommission, die das gesamte System der Jugendhilfe durchleuchten soll. KAJ