: Dänemark macht dicht
GRENZ-KONTROLLE
„Mit einem Taxi nach Paris“ wollte in den 80er-Jahren die heute fast vergessene Band Felix De Luxe. Wer in diesen Tagen in Flensburg in ein Taxi gen Skandinavien steigt, sollte nicht nur genug Geld, sondern auch einen gültigen Pass und möglichst einen Migrationshintergrund nicht südlicher als Hessen vorweisen können. Seit vergangenem Montag kontrolliert Dänemark wieder seine Grenzen.
Mit diesen Kontrollen, die nach den Schengen-Kriterien der Freizügigkeit eigentlich unzulässig sind, reagierte Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen auf die Entscheidung des nördlichen Nachbarn Schweden, nur noch Flüchtlinge mit gültigen Papieren einzulassen. Die dänische Regierung kündigte an, dass die Kontrollen stichprobenartig und auf zunächst zehn Tage befristet stattfinden sollen. Eine Verlängerung ist möglich.
Bisher stehen die Kontrollposten zum Ärger deutscher Pendler vor allem an den Autobahnen und Bundesstraßen. Es gibt seitens der dänischen Regierung aber Überlegungen, Bahn- und Busunternehmen zur Kontrolle ihrer Fahrgäste einzuspannen. Medien berichteten, dass auch Taxifahrer vor der Fahrt nach Schweden demnächst überprüfen sollen, ob da nicht wer auf der Rückbank sitzt, der Asyl beantragen möchte.
Die Befürchtung, Transitflüchtlinge blieben nach Einführung der Grenzkontrollen nun zu Hunderten in Norddeutschland hängen, hat sich bisher nicht bestätigt. Das Kieler Innenministerium spricht von freien Plätzen in den Unterkünften der Hafenstädte Kiel und Lübeck. Am grenznahen Bahnhof Flensburg herrschte laut der örtlichen Flüchtlingsinitiative sogar „gespenstische Ruhe“. Die Erklärung ist einfach: Viele Flüchtlinge blieben einfach in Hamburg oder anderswo und warten ab. Die Pendler müssen weiter früher aufstehen und sich kontrollieren lassen. EST
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen