Parteigründer über Podemos: „Die einzige Alternative sind wir“

Juan Carlos Monedero über Basisarbeit im ländlichen Raum, eine Übergangslegislatur und die Kanalisierung von Empörung.

Podemos-Plakat an einer Häuserwand, davor ein Mann

Jetzt muss sich Podemos um die älteren Menschen in den ländlichen Gebieten kümmern. Foto: reuters

taz: Herr Monedero, das Motto von Podemos lautet: Geboren, um zu gewinnen. Sind Sie jetzt nicht etwas kurz gefallen?

Juan Carlos Monedero: Gewinnen ist nicht nur eine Frage der Zahl der Abgeordneten. Es hat für uns auch immer bedeutet, das Zweiparteiensystem zu besiegen. An die Regierung zu kommen ist immer ein Ziel, aber das war von vornherein für eine erst zwei Jahre junge Partei, die zum ersten Mal zu Parlamentswahlen antrat, sehr schwierig. Erstmals hat eine politische Kraft, die klar gegen die Austeritätspolitik auftritt, 5,2 Millionen Stimmen erhalten.

Wie will Podemos von diesem Ergebnis den Weg in den Regierungspalast Moncloa schaffen?

Wir sind die einzige große Partei in Spanien, die eine Alternative zur Austerität plant. Die PP und die PSOE sind sich in Brüssel immer einig, wenn es um Sparpolitik oder um TTIP geht. Sie reformierten gemeinsam die Verfassung, um der Schuldentilgung Vorrang vor den Sozialausgaben zu geben. Beide Parteien haben darauf verzichtet, mit Brüssel bessere Bedingungen auszuhandeln. Die einzige echte Alternative sind wir.

Die Wahlen haben gezeigt, dass Spanien in zwei Lager gespalten ist, zum einen das urbane, junge, gut gebildete Spanien und zum anderen das ländliche, ältere Spanien und Menschen ohne höhere Bildung. Unser Ziel muss es sein, auch diese Bevölkerung zu erreichen, damit aus 5,2 Millionen Stimmen zehn Millionen werden.

Wie wollen Sie das tun?

Wir müssen jetzt zweigleisig fahren: Zum einen eine gute Oppositionsarbeit machen, die zeigt, dass wir in der Lage sind, wirklich Politik zu gestalten. Gleichzeitig müssen wir – und das ist mir sehr wichtig – erneut die Arbeit auf den Straßen und Plätzen intensivieren.

52, ist Autor und Politikprofessor an der Universität Complutense in Madrid und Mitbegründer von Podemos. Bis April war er im Vorstand.

Höre ich da Kritik an Podemos heraus?

Viele werfen der Partei vor, die Basis vernachlässigt zu haben und nur an die Wahlmaschinerie gedacht zu haben. Nach der Bewegung der Empörten, dem 15M, gab es zwei Möglichkeiten. Die Empörung zu repräsentieren oder die Empörung neu zu kanalisieren. Wir haben sie neu kanalisiert. Ein Teil der Empörung gilt nicht dem System als solches, sondern den Auswüchsen des Systems.

Über 900.000 Stimmen gingen an die Vereinigte Linke – Volksunion (IU-UP) rund um die Kommunistische Partei. Die meisten dieser Stimmen erbrachten nichts. War es ein Fehler, nicht gemeinsam anzutreten?

Das glaube ich nicht. Wären wir gemeinsam angetreten, hätten wir nicht die gleichen Stimmen bekommen. Viele Leute hätten Podemos nicht gewählt, wenn wir einem Vertrag zwischen den beiden Organisationen und bestimmten Namen unter unseren Kandidaten zugestimmt hätten.

Wie lange wird die Legislatur dauern?

Ich glaube, nicht viel mehr als zweieinhalb Jahre. Mit dem völlig offenen Panorama machen solche Spekulationen allerdings wenig Sinn. Eines ist jedoch allen klar: Es wird eine Übergangslegislatur sein.

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