: Stille Tage in Moabit
Flüchtlinge Die Aufnahme neuer AsylbewerberInnen verlief über Weihnachten ohne Probleme
Sechs junge Männer stehen am Nachmittag des zweiten Weihnachtsfeiertags vor dem Infopoint der Zentralen Erstaufnahmestelle für AsylbewerberInnen am Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso). Einer übersetzt den anderen ins Arabische, was ihm der Mitarbeiter des Infopoints gesagt hat. Demnach bekommen sie zunächst Übernachtungsplätze und auch Essen in einer Notunterkunft. Die Erfassung ihrer Daten erfolgt dann am Montag in der Zweigstelle an der Bundesallee.
Dass das Lageso an der Moabiter Turmstraße über die Feiertage schloss und nur der vom Koordinierungsstab Flüchtlingsmanagement betriebene Infopoint besetzt war, war auf Unverständnis vor allem bei den Freiwilligen gestoßen, die in den vergangenen Monaten die teils wochenlang wartenden AsylbewerberInnen versorgt haben. Auch Initiativen wie „Moabit hilft“ und die „Freunde der Jugend und Familie“, die täglich warmes Essen für die Wartenden kochen, hatten deshalb ihre Arbeit vor der Behörde über die Feiertage eingestellt.
Doch offenbar verlief die Versorgung der Neuankömmlinge über den Infopoint vor der Behörde ohne größere Probleme. Wie viele Flüchtlinge über die Feiertage ankamen, lässt sich nicht sagen: Auch die Pressestelle der zuständigen Senatssozialverwaltung war am Sonntag unbesetzt. Der Tagesspiegel schätzt die Zahl ohne Quellenangabe auf 800. Fest steht: Knapp 400 kamen allein am zweiten Feiertag mit einem Sonderzug aus Bayern, am Sonntag nach Weihnachten 300 weitere. Sie kamen in die Notunterkunft im Olympiapark.
Wohnen im C&A
Zwei weitere Notunterkünfte hatten kurz vor Weihnachten eröffnet: In Neukölln beherbergt das ehemalige C&A an der Karl-Marx-Straße knapp 200 Personen, in einem früheren Hotel in der Stresemannstraße wurden 100 Menschen aufgenommen. Etwa 500 Flüchtlinge wohnen seit einer Woche auch in den fensterlosen Hallen des ICC.
Wie das Neue Deutschland meldete, will das Land die im Oktober eingerichtete zusätzliche Registrierungsstelle für Flüchtlinge in der Bundesallee in Wilmersdorf kaufen: „Wir sind stolz darauf, dass wir den Kaufvertrag noch in diesem Jahr unterschreiben“, habe Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) erklärt. Alke Wierth
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