: Angriff des Platzhirschs
KASSEN-KURS
Ihr 200-jähriges Firmenjubiläum wird die Nord-Ostsee Sparkasse am Donnerstag stilvoll auf Schloss Gottorf begehen. Der Kieler Wirtschaftsminister soll kommen, ebenso der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. In der Ankündigung des Festaktes ist viel von der langen Geschichte der kurz „Nospa“ genannten Sparkasse die Rede. Die jüngste Vergangenheit wird nicht erwähnt.
Dabei ließe sich daraus einiges lernen: Die Nospa ist ein gutes Beispiel für die Grenzen, an die kommunale Sparkassen stoßen. 2003 aus der Fusion der Sparkassen Nordfriesland und Schleswig-Flensburg hervorgegangen, geriet die Bank nach der Übernahme der angeschlagenen Flensburger Sparkasse im Sommer 2008 in Probleme. Um die Altlasten zu bewältigen, musste die Nospa durch die Sicherungseinrichtungen der Sparkassen-Finanzgruppe „gestützt“ werden, wie der Vorstandsvorsitzende Thomas Menke sagt.
Umstritten ist bis heute, ob Sparkassen ins kommunale Eigentum gehören. So sind Eigentümer der Nospa unter anderem zwei Landkreise, Friedrichstadt und die Gemeinde Sylt. Vor allem CDU und FDP, aber auch Teile der SPD und Grünen forderten lange im Kieler Landtag, private Eigentümer und damit frisches Kapital ins Boot zu holen. Die Hamburger Haspa stand bereit; Großbanken in Frankfurt träumten vom „Massengeschäft“.
Im Norden – und auch dies ist bundesweit typisch – leiden die Sparkassen unter der Ausdehnung des regionalen Platzhirsches, der freien Sparkasse Haspa. Die größte Sparkasse Deutschlands gehört nicht der Stadt Hamburg, sondern allein sich selbst. Eine Änderung des Sparkassengesetzes in Schleswig-Holstein vor zwei Jahren sowie ein Spruch des Bundeskartellamtes machten jedoch selbst freundliche Übernahmen durch die Haspa unmöglich – wegen drohender Marktbeherrschung. Aus dem Einstieg bei der Nospa wurde nichts.
Vorbei ist auch der dickste Schreck durch das HSH-Nordbank-Desaster: 600 Millionen Euro mussten die 13 schleswig-holsteinischen Sparkassen abschreiben. Allein die Nospa dürfte dadurch ein Minus im dreistelligen Millionenbereich zu verkraften gehabt haben.
Mittlerweile geht es den Sparkassen im Norden besser. Für 2015 prognostiziert die Nospa einen Gewinn, der über den 45 Millionen Euro des Vorjahres liegt – auch dank der sonst gern beklagten niedrigen Zinssätze. Ein Verbandssprecher der schleswig-holsteinischen Sparkassen sieht seine Institute „stabilisiert, konsolidiert und mit guten Aussichten“. HAPE
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen