: "Viele haben die Hoffnung"
STUDIEREN Die Hochschule Bremerhaven informiert über Studienmöglichkeiten für Geflüchtete
53, istKonrektor für Internationalisierung und Weiterbildung sowie Professor für VWL und Internationales Management an der Hochschule Bremerhaven.
taz: Herr Feldmeier, wie gut sind für Geflüchtete die Chancen auf einen Studienplatz?
Gerhard Feldmeier: Leider recht schlecht. Oberschulabschlüsse, die in den Heimatländern der Geflüchteten als Hochschulzugang gelten, werden hier meist nicht anerkannt. Das heißt, das zwölfte Schuljahr muss erst einmal an einem Studienkolleg nachgeholt werden – so etwas gibt es aber in Bremen gar nicht.
Was bedeutet das?
Das bedeutet, dass momentan Geflüchtete den Zugang zur Hochschule oder Uni nur dann bekommen, wenn sie bereits ein Jahr studiert haben. Und diese Studienerfahrung muss in Form entsprechender Bescheinigungen nachgewiesen werden, die wiederum nur wenige Menschen aufgrund ihrer Flucht bei sich haben.
Welche Alternativen gibt es?
Es gibt den Gasthörerstatus, um den sich Geflüchtete über das „IN-Touch“-Projekt bewerben können.
Was ist das?
Das ist, ausgehend von der Uni Bremen, eine Kooperation der vier bremischen Hochschulen und beinhaltet sowohl fachliche als auch soziale Integrationsmaßnahmen für Geflüchtete mit akademischen Hintergrund.
Wie sieht das konkret aus?
Wer Gasthörer werden will, bewirbt sich bei einer der zentralen Anlaufstellen der Hochschulen oder direkt bei der IN-Touch-Stelle an der Uni Bremen. Dort wird geprüft, ob und an welcher der vier Hochschulen der gewünschte Studiengang angeboten wird. Dort wird auch geprüft, ob der Bewerber über genügend Deutschkenntnisse verfügt, denn auch ein Gasthörer sollte mehr als nur rudimentäre Deutschkenntnisse haben.
Was bringt eine Gasthörerschaft?
Auf den ersten Blick nicht viel: Man ist formal kein Student, weil man nicht eingeschrieben ist, man darf nicht an Prüfungen teilnehmen, man bekommt keine Studierenden-Vergünstigungen. Lediglich die Studiengebühren werden den Geflüchteten erlassen. Aber man kann sich weiterbilden, man hat eine Aufgabe, man ist in das Campusleben integriert – und der problematische Alltag wird ein bisschen erträglicher.
Wissen die Geflüchteten, wie schwer es für sie ist, hier zu studieren?
Nicht alle. Viele haben die Hoffnung, eingeschrieben zu werden und die Enttäuschung ist dann sehr groß.
Interview: SCHN
16 Uhr, Science Lounge der Hochschule Bremerhaven
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