: Ein Blick hinter die Kulissen
Kino „Film ist nicht Spielerei – Film bedeutet Arbeit!“ Auf ihrem 11. Bundeskongress diskutierten die Kommunalen Kinos über ihre Zukunft
Einen ganz großen Bogen auf dem Zeitstrahl wählte der 11. Bundeskongresses der Kommunalen Kinos als Titel: „Abschied von gestern #kinovonmorgen“. Das deutet eine Verlinkung zwischen zwei Kinokulturen an, die bald fünfzig Jahre voneinander trennen, von Alexander Kluges Film von 1966 bis ins Twitter-Zeitalter. Ein langes Wochenende gastierte der Kongress im Filmmuseum Potsdam, bot Vorträge und Diskussionen, und lieferte erstmals den Rahmen für die Verleihung des 16. Kinopreises des Kinematheksverbundes. 25.000 Euro konnten über eine größere Anzahl Kommunaler Kinos ausgeschüttet werden, darunter auch das Zeughauskino in Berlin, ausgezeichnet für seinen „dezidierten Umgang mit der Filmgeschichte“.
Die Eröffnungsrede, gehalten von Ursula von Keitz, Direktorin des Filmmuseums, nahm dann auch gleich die Situation der Kommunalen Kinos in den Blick. Die können zwar mit einer gewissen Förderung von Bund und Kommunen rechnen und dafür ein Programm jenseits von Popcorn und Arthaus anbieten, jedoch zum Teil unter finanzieller Not. Der Regisseur Volker Schlöndorff machte sich in einem Vortrag an einen Tauchgang in die Vergangenheit. In den 60er Jahren war auch er in sein erstes Filmprojekt versenkt: „Der junge Törless“. Zur Jetzt-Lage befand er: „Die Filmemacher sind isoliert, jeder kämpft für sich, es ist keine Bewegung mehr. Folglich können auch die Kommunalen Kinos keine Bewegung mehr sein.“
Ungleich optimistischer präsentiert sich die Stimmung der ersten Podiumsdiskussion „Experiment Kino“. Manja Malz vom Kino B-Movie in Hamburg berichtete von Filmreihen mit Schwerpunkt Basketball, die Hamburger Basketball-Mannschaften die Kinosäle füllen ließen. Stefan Schimek (Zebra-Kino, Konstanz) erklärt die Vorteile des Internets, das es etwa ermöglichte, Regisseure ausfindig zu machen und einzuladen. Auch der Rückgriff auf verbesserte digitale Trägerformate sei als ein Gewinn zu verbuchen.
Indessen wirkte ein zuvor gezeigtes Filmfragment nach, „Der Film im Film. Ein Blick hinter die Kulissen“ von Friedrich Porges aus dem Jahr 1924. In ihm heißt es auf einer Titel-Tafel: „Film ist nicht Spielerei – Film bedeutet Arbeit!“ Und Kinos, in denen gute Filmprogramme laufen, bedeuten enorm viel Arbeit. Mit oder ohne Hashtag.
Carolin Weidner
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