Ohne Papiere zum Arzt

HELFEN Niedersachsen startet Modellprojekt zur medizinischen Versorgung

In Hannover und Göttingen werden Flüchtlinge nun auch ohne Papiere anonym medizinisch versorgt. Die hannoversche Anlauf- und Vergabestelle für Flüchtlinge eröffnet heute, in Göttingen soll die Stelle in den nächsten Tagen arbeitsbereit sein. Kooperationspartner des Landes für die Initiative sind die Vereine für Medizinische Flüchtlingshilfe.

Flüchtlingsberater schätzen die Zahl der Menschen ohne Aufenthaltspapiere bundesweit auf rund 500.000. In Niedersachsen sollen es bis zu 40.000 sein, genaue Zahlen gibt es naturgemäß nicht. Die sogenannten Papierlosen können nicht einfach zum Arzt gehen, da sie keine Krankenversicherung haben und auch kein Geld, um für die medizinische Behandlung selbst aufzukommen. Dazu kommt die Angst, dass ihre Daten vom Arzt an die Ausländerbehörde weitergeleitet werden.

Der hannoversche Landtag hatte Ende 2014 einen Antrag angenommen, in dem ein anonymer Zugang zur medizinischen Versorgung für Menschen ohne definierten Aufenthaltsstatus gefordert wird. Die Anlauf- und Vergabestellen in Göttingen und Hannover stehen den Angaben zufolge unter ärztlicher Leitung und vergeben anonymisierte Krankenscheine. „Diese Scheine enthalten, wenn die Patienten das wünschen, statt des Namens einen Code“, erläuterte Rainer Neef von der „Medizinischen Flüchtlingshilfe Göttingen“.

Mit dem Schein können die Flüchtlinge zum Arzt gehen. Die behandelnden Mediziner rechneten ihre Leistungen mit der Flüchtlingshilfe ab, sagt die Göttinger Kinderärztin Sophia Klehs. Nach einer Prüfung der Rechnung durch die kassenärztliche Vereinigung würden die Behandlungen aus einem Fonds bezahlt, den das Land mit insgesamt 1,5 Millionen Euro speist. Im Herbst 2018 soll das Projekt ausgewertet werden. (epd)