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Wer hilft hier wem?

taz Salon Heute wird über rechte Wege und linke Sackgassen in der Flüchtlingshilfe debattiert

Wohin man in den letzten Monaten in Hamburg schaute, kamen die zuständigen Stellen nicht hinterher, die grundlegende Versorgung der Flüchtlinge zu gewährleisten. Nach aktuellen Berechnungen werden in diesem Jahr 49.000 Flüchtlinge in der Stadt ankommen, allein im November waren es 9.588. Der Senat ist überfordert und freiwillige HelferInnen stopfen die Lücken. Fast die Hälfte aller Deutschen engagieren sich laut einer Umfrage in der Flüchtlingshilfe: durch Spenden oder indem sie sich persönlich einbringen. In Hamburg holen sie etwa Ankommende vom Zug ab, stellen Kinderprogramme, Sprachunterricht und eine medizinische Versorgung auf die Beine.

So wichtig diese Willkommenskultur auch ist und einen bemerkenswerten Unterschied zu den 1990er-Jahren markiert, so leicht verschwimmt die Grenze zwischen Solidarität und Paternalismus, wenn kaum Zeit bleibt, wohlmeinende Hilfestrukturen zu hinterfragen. Gemessen an dem Einsatz fiel der Protest gegen die jüngste Asylrechtsverschärfung mager aus: In Hamburg gingen nur einige Hundert auf die Straße, in Bremen immerhin über 2.000.

Sind linke AktivistInnen bei der Soforthilfe so eingespannt, dass die Notstandsverwaltung alle Kräfte bindet? Oder ist die Flüchtlingshilfe, wie Karl-Heinz Dellwo es ausdrückt, nur „ein Ersatz für linke Politik“. Wie lässt sich ungewollte Instrumentalisierungen vermeiden? Und braucht es, wie es Olaf Bernau vorschlägt, „Qualitätsstandards“ für die Hilfe?

Darüber diskutieren heute Ali Ahmet, ein Sprecher der Gruppe „Lampedusa in Hamburg“, Olaf Bernau vom transnationalen Netzwerk „Afrique-Europe-Interact“, Karl-Heinz Dellwo, Verleger des Laika Verlags und Simone Will vom Spielplatzverein Baschu, die für die Initiative „Refugee Welcome Karoviertel“ Spenden gesammelt hat.  (taz)

taz Salon „Flüchtlingshilfe: Wer hilft hier wem?“: 19.30 Uhr, Kulturhaus 73, Schulterblatt 73; Eintritt frei

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