piwik no script img

Die angeblichen Bankräuber

Bares Mehrere Banken soll der IS in diesem Jahr ausgeraubt haben. Doch seitdem hat sich gezeigt: Nicht alle derartigen Berichte sind wahr

Viel wichtiger sind den Extremisten offenbar die Dollar-Einnahmen über Wechselstuben

ISTANBUL taz | Den größten Bankraub in der Geschichte soll der IS verübt haben. Als die Ex­tremisten im Juni Mossul einnahmen, hätten sie mehr als 400 Millionen Dollar aus der staatlichen Bank der zweitgrößten Stadt im Irak gestohlen, hieß es. Irakische Regierungsvertreter schlugen Alarm.

Der Raub sei nur die Spitze des Eisbergs, behaupteten die Politiker. In der Landwirtschafts­bank von Tikrit hätten die Extremisten weitere 6 Millionen Dollar gestohlen, sagten Regierungsvertreter. Darüber hinaus hätten sie die Einlagen in kleineren Banken im West- und im Zentral­irak sowie Goldreserven geraubt.

Schon damals gab es Zweifel an diesen Behauptungen. Amerikanische Vertreter zeigten sich skeptisch, und der Leiter der Bank in Mossul erklärte gar, den Raub habe es überhaupt nie gegeben. Inzwischen steht fest: Nicht einmal die Hälfte davon war wahr. Die meisten Banken tasteten die Extremisten gar nicht an, und in Mossul fielen ihnen maximal 100 Millionen Dollar in die Hände.

Das ist immer noch viel. Viel wichtiger sind für die Extremisten aber offenbar die Dollar-Einnahmen über Wechselstuben. Der irakische Bankensektor ist bis heute unterentwickelt. Geschäfte werden in bar gemacht, und das vor allem in Dollar. Diese werden an täglichen Auktionen von der Zentralbank in Bagdad verkauft. Wie das Wall Street Journal kürzlich berichtete, waren die Amerikaner so alarmiert über den sprunghaften Anstieg der Dollarverkäufe, dass sie den Dollartransfer diesen Sommer kurzzeitig einstellten.

Inzwischen hat die irakische Zentralbank eine bessere Kon­trolle der Geldflüsse beschlossen. Angesichts des Filzes aus Politik und Finanzwelt und der Korruption im Land ist das allerdings ein Kampf gegen Windmühlen. Iro

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen