Edith Kresta über den is-Anschlag in Tunis: So nah wie Paris
Sie köpfen und morden, sie verbreiten Angst unter Touristen wie Einheimischen. Das Ziel der Terroristen in Tunesien ist klar: Destabilisierung des demokratischen Aufbruchs, Angst und Unsicherheit.
Unter den arabischen Ländern, die aufbrachen, um einen Neuanfang zu wagen, ist Tunesien die letzte Bastion der Freien. Ein Dorn im Auge jedes rückwärtsgewandten Kalifatsanhängers. Und diese terroristische Konterrevolution hat Erfolg: Der Anschlag auf das Nationalmuseum in Tunis sowie das Attentat auf Touristen in der Hafenstadt Sousse haben Tunesiens Wirtschaft erheblich geschwächt. Die Zahl der europäischen Urlauber hat sich seitdem halbiert.
Der Anschlag vom Mittwoch nun galt der neuen, alten Elite, dem greisen Präsidenten Beji Caid Essebsi. Selbstbewusst hatte dieser vor Kurzem verkündet: „Kein Terroranschlag kann den Weg Tunesiens zu Demokratie und seine Bemühungen um eine wirtschaftliche Erholung umkehren.“ Inzwischen spricht auch er vom Krieg gegen den Terrorismus. Und diesen Krieg kann Tunesien militärisch nicht gewinnen. Eine schwache Armee und Polizeikräfte, die kaum das Vertrauen der Bevölkerung genießen, haben wenig Schlagkraft. Hinzu kommt: Die durchlässigen Grenzen zu Libyen und Algerien, wo Gaddafis Waffen kursieren, sind unüberschaubares Terrain. Gewappnet gegen den Terror ist das Land nur durch seine Zivilgesellschaft. Allein sie steht dafür ein, dass der neue Terror nicht den alten repressiven Geist heraufbeschwört.
Die stärkste Unterstützung für Tunesien kommt von der anderen Seite des Mittelmeers, von Europa, allen voran Deutschland. Investitionen, Projekte, Initiativen im Wirtschafts- und Ausbildungsbereich sollen besonders benachteiligte Regionen im Landesinneren entwickeln und dort Arbeitsplätze schaffen. Deutschland ist somit wichtiger Bündnispartner gegen den Terror. Es muss dieser Verantwortung gerecht werden – im ureigenen Interesse.
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