Fußballer in Hamburg: Klare Kante gegen Olympiabewerbung

Die Mitglieder des FC St. Pauli haben sich gegen eine Olympiabewerbung Hamburgs ausgesprochen. Eine Wahlempfehlung gibt es aber nicht.

Rote Karte für Hamburgs Olympia-Bewerbung: Der FC St. Pauli hat keine Lust auf das Großevent vor der Haustür Foto: dpa

HAMBURG taz | Die Mitgliederversammlung des FC St. Pauli hat sich am Sonntag mehrheitlich gegen die Olympiabewerbung Hamburgs ausgesprochen. Nach einstündiger kontroverser Diskussion nahmen die 500 Versammelten die entschärfte Variante eines Antrags gegen Olympia an.

In der geänderten Version lehnt nun nicht mehr „der Verein“, sondern „nur“ die Mitgliederversammlung die Bewerbung ab, das Präsidium muss diese Entscheidung nicht „vertreten“, sondern nur noch „kommunizieren“. Ganz gestrichen wurde die Empfehlung an die Vereinsmitglieder, beim Olympiareferendum mit „Nein“ zu stimmen, gegen die es auch satzungsrechtliche Bedenken gab.

Die Debatte, die von einigen Medien zur „Zerreißprobe“ hochgeschrieben worden war, verlief betont sachlich. In seinem Rechenschaftsbericht hatte Präsident Oke Göttlich sich gegen eine klare Ablehnung der Olympiabewerbung positioniert. Der Verein habe bewusst keine Pro-Olympia-Haltung eingenommen, die Mitglieder bräuchten keine Wahlempfehlung, im Club herrsche Meinungspluralismus. Eine neutrale Haltung des Clubs würde von Wirtschaft und Politik akzeptiert, ein klares Nein aber bringe Risiken für den FC St. Pauli mit sich.

Zuvor hatten sich fast alle wichtigen Sportvereine, vom Fußballbundesligisten Hamburger HSV, über die Hamburg Freezers bis hin zum HSV-Handball für Olympia ausgesprochen. „Wir sind der einzige Club, wo einem nicht ein Olympia-Fähnchen in die Hand gedrückt, sondern wo offen und hart darüber diskutiert wird“, lobte ein Olympiagegner auf der Versammlung die Debattenkultur des Hamburger Zweitligisten.

Die Antragsteller begründeten ihren Vorstoß damit, dass die Kosten für Hamburg nicht geklärt seien, die HamburgerInnen deshalb am 29. November dem Senat „einen Blanko-Vertrag ausstellen“ und eine Entscheidung treffen müssten, „die die Stadt auf Jahrzehnte hinaus belastet“. Antragsteller Dirk Lau: „Es ist notwendig, dass der Verein in dieser Frage eine eindeutige Position einnimmt – wir brauchen einen klaren Kurs.“

Es wäre „ein Armutszeugnis, wenn wir uns raushalten“, ergänzte ein anderer Antragsverfechter: „Es geht um eine Entscheidung, von der wir als Verein und Stadtteil direkt betroffen sind.“ So ist das Millerntorstadion als Ausrichtungsstätte der Hockey-Wettbewerbe geplant.

Viele RednerInnen betonten, sie würden persönlich gegen Olympia stimmen, den Antrag aber ablehnen, „weil sein Schaden für den Verein nicht absehbar“ sei und er „die Handlungsspielräume des Präsidiums erheblich“ einenge. Besondere Gegenwehr löste die Empfehlung für ein Referendums-Nein aus. „Ich würde meinem Verein was husten, wenn er mir vorschreiben will, wie ich abzustimmen habe“, entrüstete sich eine Olympia-Gegnerin. Erst als die Antragsteller diesen Passus zurückzogen, war der Weg für ein „Nein“ frei.

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