Pascal Beucker über den Ausstand bei DER Lufthansa: Nach dem Streik ist vor dem Streik
Es ist der längste Arbeitskampf in der Geschichte der Lufthansa – und ein Ende ist nicht absehbar. Zwar will die FlugbegleiterInnengewerkschaft UFO ihre Mitglieder vorerst nur bis Freitag streiken lassen. Aber dass danach Frieden bei der Airline einzieht, ist unwahrscheinlich. Nach dem Ausstand wird wohl nur vor dem Ausstand sein. Daran dürften auch die juristischen Scharmützel nichts ändern, die der Vorstand angezettelt hat.
Mit dem Versuch, per Arbeitsgericht der Gewerkschaft den Streik verbieten zu lassen, ist schon die Bahn in ihrem Tarifkonflikt mit der GDL gescheitert. Der Lufthansa wird es ebenso ergehen. Zum Glück. Was bleibt den FlugbegleiterInnen denn anderes übrig? Verlieren sie das Instruments des Streiks, liefert sie das hilflos dem rabiaten Kostensenkungskurs der Konzernführung aus.
Bei ihren Umbauplänen fährt die Lufhansa-Spitze einen unnachgiebigen Kurs auf Kosten der gesamten Belegschaft. Dafür legt sie sich sowohl mit den beiden Spartengewerkschaften UFO und Cockpit als auch mit Verdi an. Per se habe der Finanzmarkt gefallen daran, „wenn wir in diesen Arbeitskämpfen hart bleiben“, hat Lufthansa-Chef Carsten Spohr erklärt. Sein offenkundiges Ziel ist es, den Gewerkschaften das Genick zu brechen.
Eine beliebte Erzählung ist, dass bei der Lufthansa privilegierte ArbeitnehmerInnen die Nerven Hunderttausender Passagiere strapazieren, um ihr Pfründen zu sichern – eine allzu schlichte Sicht. Denn das gilt zwar durchaus für die PilotInnen, aber schon die FlugbegleiterInnen lassen sich nicht einfach in die Kategorie der Besserverdienenden einordnen. Vom Bodenpersonal ganz zu schweigen. Die Lufthansa will jedoch die Altersversorgung für alle verschlechtern. Dass diese sich wehren, ist verständlich. Gut möglich, dass bald auch noch die Verdi-Mitglieder streiken. Beschweren sollten sich die Passagiere aber nicht bei den Gewerkschaften, sondern beim Lufthansa-Vorstand.
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