: Die Gegendemonstranten waren in der Überzahl
DEMO Erneut protestiert die AfD in Berlin gegen die Asylpolitik der Bundesregierung
Ausländerfeindliche Plakate, Provokationen vor und während der Demo – so lief die zweite AfD-Kundgebung in Berlin innerhalb einer Woche, die sich gegen „Merkels kopflose Politik“ richtete.
Wie bei der ersten Demo am 24. Oktober wollte sich die AfD „warmlaufen“ für ihre bundesweite Kundgebung vor dem Roten Rathaus am 7. November. Wie bei der ersten Demo waren die Gegendemonstranten in der Überzahl. Circa 300 AfD-Gegner folgten dem Aufruf „Stopp AfD“ des Bündnisses „No Bärgida“. Präsenz zeigten vor allem antifaschistische Gruppen wie das „Lichtenbergbündnis“ und die „Revolutionär-Kommunistische Jugend“. Vor Ort waren auch PolitikerInnen der Piraten und Linken, darunter der Landesvorsitzende der Linken, Klaus Leder. PolitikerInnen von SPD, CDU und Grüne zeigten sich nicht sichtbar. Zur ersten AfD-Demo hatten diese Partien noch gemeinsam zum Gegenprotest aufgerufen.
Zum Auftakt der Demo versammeln sich circa 100 AfD-Sympathisanten vor dem Roten Rathaus. Die Polizei hat den Bereich weitläufig gesperrt, der Park am Neptunbrunnen dient als Pufferzone. Um diese herum versammeln sich circa 300 Gegendemonstranten.
Nach 15 Minuten der erste Aufreger: Polizisten eilen auf einen Balkon des Fernsehturms. Dutzende Gegendemonstranten haben sich von einem Balkon eine bessere Sicht auf die hundert Meter entfernte AfD-Kundgebung verschafft.
Eine Stunde nach Beginn marschieren circa 200 AfDler los, beschützt von fast ebenso vielen Polizisten. Nach dreihundert Metern der erste Stopp. Die Gegendemonstranten hindern den AfD-Zug am Weiterlaufen. Dutzende Polizisten drängen die überschaubare Gruppe Antifaschisten zurück. „Warum verhaftet die denn keiner?“, fragt ein ungeduldiger AfD-Anhänger einen Polizisten. Touristen fragen Journalisten, warum die Polizei Menschen zurückdrängt, die „Refugees are welcome here“ rufen, Rassisten aber eskortiert.
Nach einer halben Stunde Pause können die AfDler weiterlaufen – allerdings nicht ihre geplante Route zum Hauptbahnhof. Sie müssen bereits vor der S-Bahn-Brücke zum Fernsehturm abbiegen. Vor dem Bahnhof kommen sich beide Gruppen so nah wie nie an diesem Abend. Auf ihrer Homepage hat die AfD Berlin „ausdrücklich auch alle Berliner mit Migrationshintergrund“ zur Teilnahme aufgerufen. Auch provozierte sie auf Twitter. Dort warb sie mit dem Slogan „Charakter zeigt sich, wenn alle gegen einen sind“ – und platzierte im gleichen Tweet ein Foto von Hans und Sophie Scholl. Mehrere Twitter-Nutzer reagierten empört. Auf die Kritik eines Nutzers, dass eine Verbindung der AfD mit den Scholl-Geschwistern anmaßend sei, antwortete die AfD Berlin: „Die Weiße Rose war nicht links. Sie war christlich-konservativ – wie wir.“ Nach drei Stunden löst sich die Demo vor dem Fernsehturm offiziell auf. Vorbei war die Veranstaltung damit nicht. 20 Minuten sperrte die Polizei den Zugang zum U-Bahnhof Alexanderplatz. Sie eskortierte die AfD-Demonstranten zu den Gleisen und hielt die Gegendemonstranten in der Vorhalle fest. Umherirrende Fahrgäste, darunter viele Touristen, verwies die Polizei zur S-Bahn. Doch auch die S-Bahn-Zugänge waren gesperrt – ein Mensch war kurz zuvor auf einem S-Bahn-Gleis überfahren worden. Ein BVG-Mitarbeiter vor Ort sagte, der Todesfall stünde in keinem Zusammenhang mit der Demonstration.
„No Bärgida“ berichtete, dass es nach der Demo zu einem „brutalen Polizeieinsatz gegen zwei junge Gegendemonstrantinnen“ gekommen sei. Eine der Frauen soll von Polizisten mit dem Kopf zuerst auf den Boden geworfen worden sein und hätte vom Notarzt versorgt werden müssen. Andreas Wolf
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