Rassisten bei Tag und bei Nacht unterwegs

Asyl Brandanschlag auf Flüchtlingsheim in Marzahn, NPD demonstriert dort und vor dem Lageso

Eine brennende Bengalo-Fackel haben Unbekannte in der Nacht zum Mittwoch auf das Gelände einer Flüchtlingsunterkunft am Glambecker Ring in Marzahn geworfen. Der Bezirk hatte die Notunterkunft in einem ehemaligen Schulgebäude erst am Dienstag bereitgestellt, 60 Flüchtlinge waren dort in der Nacht unterbracht worden. Verletzt wurde niemand.

Am Mittwochnachmittag fand in Hörweite der Unterkunft in Marzahn eine rassistisch motivierte Kundgebung mit etwa 20 Teilnehmern statt. Laut Polizei formierte sich eine spontane Gegendemo mit etwa 20 Teilnehmern. Die Polizei hatte am Dienstag im Zusammenhang mit dem Brandanschlag auf eine andere Flüchtlingsunterkunft in Marzahn am 20. August die Wohnungen mehrerer Tatverdächtiger durchsucht.

Bereits am Mittwochvormittag hatte die NPD vor dem Lageso eine Kundgebung abgehalten. Um 11.30 Uhr sperrte die Polizei die Turmstraße in Moabit ab, Ehrenamtliche erklärten Flüchtlingen, dass sie auf das Lageso-Gelände gehen sollten, da seien sie geschützt. „Wir wollen vermeiden, dass sie fotografiert oder gefilmt werden“, erklärte Funda Aksu von „Moabit hilft“.

Die Nachricht von der Demo war gegen 10 Uhr morgens über soziale Netzwerke verbreitet worden, gegen 12 Uhr formierte sich spontaner Gegenprotest. Rund 100 AktivistInnen versammelten sich hinter einem „Refugees-Welcome“-Banner an der Polizeisperre.

Acht NPD-Mitglieder, darunter der Bundesvorsitzende Frank Franz und der Vorsitzende des Landesverbands Berlin, Sebastian Schmidtke, standen etwa 100 Meter vom Eingang zum Lageso entfernt. Ihre Kundgebung wurde von den Gegenprotesten übertönt. Mehrere Flüchtlinge gesellten sich zu den Gegendemonstranten. Dort stand auch der Bezirksbürgermeister von Mitte, Christian Hanke (SPD). Wie sich dieser Gegenprotest spontan formiert habe, sei „genau richtig“, befand er.

Am Dienstag kamen knapp 900 Asylsuchende nach Berlin, vom 1. bis 8. September nahm die Stadt 1.826 Asylbewerber auf. Uta Schleiermacher