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Mehr Vielfalt, statt Vitamin B

Obst Die Kamapgne Make Fruit Fair richtet sich gegen Monopole auf tropische Früchte

Bananen sind der Exportschlager unter den Südfrüchten und der Deutschen zweitliebstes Obst. 1,3 Millionen Tonnen wurden 2013 hierhin importiert, im Schnitt 8,5 Kilo pro Kopf verspeist. Nur Äpfel sind noch beliebter. Doch während die auch in unseren Breitengraden wachsen, haben Bananen einen langen Weg hinter sich, stammen meist aus Ecuador, Kolumbien oder Costa Rica. Auch andere Südfrüchte verzehren die Deutschen mit großem Genuss: Ananas, Mangos, Orangen und Avocados. Der Handel wächst rasend schnell. Oft werden sie nur für den Export angebaut. Doch wie bedenkenlos können wir die fernen Früchte kaufen, wer bestimmt die Preise und zieht im Hintergrund die Strippen?

Dass der Import tropischer Früchte oft einen bitteren Beigeschmack hat, darauf macht die internationale Kampagne Make Fruit Fair aufmerksam. Zu den Trägerorganisationen gehören Oxfam, Südwind, finep und BanaFair. Insgesamt 19 Partner aus Europa, Kolumbien, Ecuador, Kamerun und den Windward Islands fordern die Umsetzung von Sozial- und Umweltstandards im Handel mit tropischen Früchten: existenzsichernde Löhne und faire Preise, die Einhaltung von Arbeitsrechten und den Schutz der Umwelt.

Damit richten sie sich nicht nur an die Regierungen in der EU und weltweit, sondern gerade auch an Lebensmittelindustrie und -handel. Denn nur wenige Supermarktketten wie Aldi, Lidl, Carrefour und Tesco, kontrollieren den europäischen Lebensmittelmarkt. Sie entscheiden, wo und was wir einkaufen. Die großen Supermärkte und Lebensmittelkonzerne missbrauchen diese Marktmacht, drücken die Preise und laden ihr gesamtes Risiko bei den schwächeren Handelspartnern ab, kritisiert die Kampagne.

Zulieferern und Produzenten aus aller Welt bleibe häufig nichts anderes übrig, als die unfairen Forderungen der Einkäufer zu akzeptieren. Am unteren Ende der Lieferkette, bei den Tausenden Kleinbäuerinnen und -bauern sowie Plantagenarbeitern, bleibe durch diesen Preisdruck kaum etwas übrig. „Sie werden ausgebeutet, um das Obst für uns anzubauen, zu ernten und zu verpacken. Sie arbeiten zu Hungerlöhnen und sind während der Plantagenarbeit giftigen Chemikalien ausgesetzt.“ Eine der zentralen Forderungen von Make Fruit Fair ist deshalb, dass Supermärkte und Fruchthandelskonzerne als machtvollste Akteure in der Beschaffungskette faire Preise an ihre Zulieferer zahlen, Arbeitsrechte einhalten und dafür sorgen, dass weniger hochgiftige Pflanzenschutzmittel auf den Plantagen versprüht werden. Die Regierungen wiederum seien gefordert, den Machtmissbrauch der Supermärkte zu beenden und sicherzustellen, dass Unternehmen für die Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern haftbar gemacht werden können.

Im Jahr 2016 entscheidet Elżbieta Bieńkowska, die EU-Kommissarin für den Binnenmarkt, ob es in der EU verbindliche Regeln geben wird, die unfaire Handelspraktiken der Supermärkte unterbinden. Um Druck zu machen, hat Make Fruit Fair eine Petition an Bieńkowska gestartet und sammelt noch bis Ende Oktober Unterschriften.

Kristina Simons

www.makefruitfair.de

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