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„Negativ-Aushängeschilder“

FILM Bremerhavener StudentInnen haben einen Dokumentarfilm über den Stadtteil Lehe gedreht

Tim Müller-Zitzke

21, ist Filmemacher, Fotograf und Student der digitalen Medienproduktion an der Hochschule Bremerhaven.

taz: Herr Müller-Zitzke, ist Bremerhaven-Lehe wirklich so schlimm wie sein Ruf?

Tim Müller-Zitzke: Der Ruf des Stadtteils ist nicht ganz unbegründet, aber so extrem wie alle sagen, ist es dort nicht. Lehe und das Goethequartier sind allerdings sozusagen die Negativ-Aushängeschilder Bremerhavens.

Inwiefern?

Die Schlagworte sind „Kriminalität“, „Arbeitslosigkeit“ und „Leerstand.“ In den einschlägigen Bo-Medien liest man Geschichten von Raub und Schlägereien.

Und das hat Sie dazu bewogen, einen Dokumentarfilm über den Stadtteil zu machen?

Bewogen hat uns eigentlich die Tatsache, dass die meisten meiner KommilitonInnen nicht aus Bremerhaven kommen und wir recht schnell von diesem berüchtigten Viertel gehört haben. Wir wollten schauen, was da dran ist.

Wie haben Sie das gemacht?

Fünf Protagonisten aus aller Herren Länder mit verschiedenen Eigenschaften und Berufen stellen ihre Positionen zu Lehe vor – die ebenfalls ganz unterschiedlich sind. Durch sie wollen wir einen anderen, vielfältigeren Blick hinter die Fassaden und Menschen werfen. Wir selbst wollten den Film nur sehr eingeschränkt lenken.

Und was ist dabei herausgekommen?

Ich will nicht zu viel verraten, aber in Lehe leben 37.000 Menschen, von denen manche es dort ganz schrecklich finden und andere wiederum ganz toll. Es gibt dort tatsächlich Armut und Kriminalität, aber auch viel Engagement und Kreativität.

Wie stehen Sie zu Bremerhaven insgesamt – wollen Sie nach dem Studium dort bleiben?

Ja. Ich lebe gerne in Bremerhaven. Der Ruf der Stadt ist insgesamt zu schlecht. Dabei ist die Stadt ein echter Geheimtipp geworden. Gerade auch für Studenten ist es toll hier, weil man noch sehr viel selbst mitgestalten kann.

Interview: SCHN

Premiere des Dokumentarfilms „Das Leben, you know – Brennpunkt Bremerhaven-Lehe“: 18 Uhr, Cinemotion Bremerhaven (ausverkauft). Weiteren Aufführungen sind geplant, Informationen: www.o-ton-bremerhaven.de

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