Streik bei der Lufthansa: Unfreiwilliger Klimaschutz

Piloten bestreiken an zwei Tagen in Folge die Lufthansa. Die reagiert mit einem Einstellungsstopp und Gerichtsverfahren.

Lufthansa-Maschine stehen auf dem Rollfeld des Münchener Flughafens.

Die Flieger bleiben erst mal am Boden. Foto: dpa

BERLIN taz | Es ist noch nicht lange her, da brachte ein erbitterter Lokführerstreik die Reisepläne von Zehntausenden Bahnfahrern durcheinander. Jetzt droht erneut ein Tarifkonflikt im Transportwesen zu eskalieren – die Leidtragenden sind diesmal Flugzeugpassagiere, Kunden der Lufthansa. Von einer Annäherung zwischen der Pilotengewerkschaft Cockpit und dem Management der größten europäischen Fluggesellschaft ist nichts zu sehen. Im Gegenteil.

Nachdem die Vereinigung Cockpit am Dienstag die für die Lufthansa lukrativen Langstreckenflüge bestreikte – etwa jede zweite Maschine blieb am Boden –, sind am Mittwoch die Kurz- und Mittelstreckenflüge dran. Sie machen den weitaus größten Teil der Flüge aus. Die Lufthansa streicht Tausend Flüge, 140.000 Passagiere sind betroffen.

Im Tarifkonflikt kontert das Unternehmen mit Gerichtsverfahren gegen Arbeitskampfmaßnahmen und verkündet einen Einstellungsstopp für Piloten. In der Auseinandersetzung geht es nicht nur um die üppigen Vergütungen und Vorruhestandsregelungen der etwa 5.000 Piloten bei der Lufthansa, sondern auch um die Auslagerungen in ein österreichisches Billigtochterunternehmen. Bislang können Piloten, im Alltag durch Zeitverschiebungen und langen Schichtdiensten starken Belastungen ausgesetzt, bereits ab 55 Jahren in den Vorruhestand gehen. Bis zum Bezug der regulären Rente erhalten sie dann maximal 60 Prozent ihrer Bezüge. Die Kosten dafür will die Lufthansa stark senken.

Die Lufthansa sieht durch die Streiks „die Kunden des Unternehmens erneut in unzumutbarer Art und Weise“ belastet, so der Konzern. Bei der Lufthansa Passage, der Lufthansa Cargo und bei der Germanwings würden deshalb keine neuen Piloten unter den derzeitigen Tarifbedingungen mehr eingestellt. „Dadurch werden aufgrund der natürlichen Fluktuation die Flotten der betroffenen Unternehmen schrumpfen.“

Lufthansa geht gerichtlich gegen den Streik vor

Zugleich wollte der Konzern gerichtlich gegen den aktuellen Streik vorgehen. Der Antrag auf einstweilige Verfügung wurde aber vom Arbeitsgericht Frankfurt am Main am Dienstagabend zurückgewiesen.

Außerdem fordert die Lufthansa vor Gericht Schadenersatz von der Pilotenvereinigung Cockpit wegen eines Pilotenstreiks im April 2014, bei dem nach Unternehmensangaben ein Schaden von 60 Millionen Euro entstanden ist. Damals hatte Cockpit laut Lufthansa die Cargo-Sparte bestreikt, obwohl der entsprechende Tarifvertrag noch gegolten hat. In einem solchen Fall herrscht normalerweise Friedenspflicht.

Cockpit wiederum sieht „keinen Einigungswillen seitens der Lufthansa“, obwohl man Sparvorschläge in Höhe von 500 Millionen Euro unterbreitet habe. (mit dpa)

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