Untersuchungen dauern an

Brand Ursache des Feuers auf dem Gelände der ehemaligen Nervenklinik unklar

Über der Brandstelle knattert ein Hubschrauber. Ein Schäferhund der Polizei sucht im verkohlten Schutt nach Spuren von Brandmitteln. Noch gibt es keine Erkenntnisse zur Ursache, warum am Mittwoch die Turnhalle auf dem Gelände der ehemaligen Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik niedergebrannt ist. War es ein technischer Defekt oder Brandstiftung? Nicht nur für die 900 Flüchtlinge, die in unmittelbarer Nähe zum Brandort leben, hängt viel vom Ausgang der Ermittlungen ab.

Zwei Proben, die am Donnerstagnachmittag dem Brandschutt entnommen wurden, könnten Aufschluss bringen. Allerdings habe der Spürhund an der besagten Stelle nicht eindeutig angeschlagen, dämpfte die Polizei etwaige Erwartungen. Solange es keine Gewissheit gibt, wird die Sorge wohl bleiben, dass Berlin zu einem zweiten Nauen geworden sein könnte. In der brandenburgischen Kleinstadt vor den Toren der Hauptstadt war in der Nacht zu Dienstag eine Sporthalle abgebrannt, die als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden sollte. Wenige Stunden später war klar, dass Brandstifter am Werke waren. Mithilfe eines Spürhundes waren am Tatort Spuren von Brandbeschleunigern gesichert worden.

Die Berliner Polizei war am Donnerstag bemüht, keine Spekulationen über mögliche Parallelen anzuheizen. Deshalb sei auch die vorübergehende Festnahme eines Mannes nicht bekannt gemacht worden, sagte Polizeisprecher Thomas Neuendorf zur taz. Bei den Löscharbeiten habe der Mann sich auffällig verhalten, habe „dumm rumgestanden und ­geguckt“. Der Verdacht habe sich aber nicht erhärtet. Erst wenn gesicherte Erkenntnisse über die Brandursache vorlägen, werde man an die Öffentlichkeit gehen.

Der innenpolitische Sprecher der Linken, Hakan Tac, kritisierte das; auch die Ermittlungen gingen ihm viel zu langsam. In Gesprächen mit auf dem Gelände lebenden Flüchtlingen habe er große Angst verspürt, dass Neonazis hinter dem Anschlag stecken könnten. Die Gesundheitsverwaltung müsse Sozialarbeiter entsenden, um die Leute zu informieren.

Über 100 Einsatzkräfte

Der erste Notruf bei der Feuerwehr war am Mittwoch um 15.42 Uhr eingegangen. Über 100 Einsatzkräfte waren am Ort. Die Sporthalle mit 600 Quadratmetern hatte in ganzer Ausdehnung gebrannt. Noch am Donnerstagmorgen wurden letzte Glutnester gelöscht. Personen kamen nicht zu Schaden. Erst Donnerstagnachmittag begannen Experten der Polizei mit der Untersuchung des Brandorts. Zuvor hätten noch Balken der Halle gesichert werden müssen, hieß es. Auch der polizeiliche Staatsschutz wurde zu den Ermittlungen hinzugezogen. Die entnommenen Proben sind ins Labor geschickt worden.

Allerdings könnte es auch sein, dass es niemals Gewissheit geben wird. „Starke Zerstörungen an der Brandstelle und Löscharbeiten können die Ursachenermittlung erschweren, so dass eine zweifelsfreie Ermittlung manchmal nicht möglich ist“, sagt Margot Ehrlicher. Die öffentlich bestellte und vereidigte Brandursachenermittlerin arbeitet seit 38 Jahren auf dem Gebiet.

Häufigste Form bei Brandstiftung sei, dass Brandbeschleuniger wie Benzin und Alkohol verwendet würden. „Wenn es mehrere Brandherde gibt, lässt das mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Brandstiftung schließen“ so Ehrlicher. Schon geringe Spuren reichten aus, um bei chemischen Untersuchung den Nachweis zu erbringen. Schwieriger sei es, wenn das Feuer durch einen technischen Defekt ausgelöst wurde. Und dann gebe es außerdem noch die Möglichkeit, dass der Defekt durch ­Manipulation, wie dem Herbeiführen eines Kurzschlusses, ausgelöst worden sei.

PLUTONIA PLARRE