Porträt
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Bremer Hoffnungsträger: Angreifer Anthony Ujah  Foto: dpa

Der Lückenfüller

Es drohte ein Déjà-vu: In den vergangenen vier Jahren war Werder Bremen jedesmal gegen einen Drittligisten aus dem lukrativen DFB-Pokal ausgeschieden, meist bevor dieser überhaupt richtig begonnen hatte. Dreimal war bereits in der ersten Runde Schluss, noch vor dem ersten Bundesligaspieltag. Heidenheim, Münster, Saarbrücken und Bielefeld hießen die bestenfalls mäßig prominenten Bremen-Bezwinger.

Und nun das: Kickers Würzburg, trainiert von dem ehemaligen St. Pauli- und HSV-Spieler Bernd Hollerbach. Wieder hätte Bremen eigentlich raus sein müssen. Dass sie es nicht sind, verdankt sich einem Schiedsrichterfehler: Zu Unrecht bekamen die Würzburger wegen Abseits ein Tor aberkannt – und Werder schleppte sich nach torlosen 90 Minuten in bayerischer Sommerhitze in die Verlängerung.

Und dann kam, 102 Minuten waren gespielt, der große Auftritt von Anthony Ujah. Der Stürmer, der in der Sommerpause vom 1. FC Köln kam, tat das, was der Kernpunkt seiner Jobbeschreibung ist: Er nahm den Ball zunächst gekonnt an, ging dann ebenso gekonnt mit und knallte ihn schließlich aus spitzem Winkel eiskalt in die gegnerischen Maschen – der erlösende Bremer Führungstreffer.

Ujahs erstes Bremer Pflichtspieltor nährt die Hoffnung auf bessere Zeiten, die im Pokalwettbewerb nun schon eingetreten sind: Nachdem Werder in den vergangenen Wochen die Abgänge der Stürmer David Selke (ging nach Leipzig) und Franco Di Santo (zu Schalke 04) verkraften musste, hat Ujah – zusammen mit dem vor wenigen Tagen vom AZ Alkmaar verpflichteten Aron Johannsson, einem 24 Jahre alten US-Amerikaner mit isländischen Wurzeln – eine große Lücke zu schließen.

In Bremen scheint der nigerianische Nationalspieler schon angekommen zu sein: „Anthony ist ein Typ, der sich sofort akklimatisiert hat“, sagt Werder-Kapitän Zlatko Junuzovic über seinen neuen Mitspieler. „Er ist voll da, setzt sich immer ein und wir alle lieben ihn.“

Ob der gläubige Christ mit dem geschorenen Schädel die zuletzt meist gegen den Abstieg kickenden Bremer wieder auf Europa-League-Kurs bringt, bleibt abzuwarten. In der vergangenen Saison führten seine zehn Trefer immerhin dazu, dass der 1 FC. Köln nie in echte Abstiegsgefahr geriet. „Wir haben uns personell nicht verschlechtert“, sagt Werder-Trainer Viktor Skripnik, der sein ganzes Vertrauen in den 24-Jährigen setzt, der in Bremen einen Vierjahres-Vertrag unterschrieben hat: „Er ist ein Typ, der ackert und perfekt in unser System passt.“ Das könnte den in der Kleinstadt geborenen Stoßstürmer am Ende zum neuen Bremer Publikumsliebling machen. Mac