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Ferkelprotest trotz verbesserter Gesetze

QUÄLEREI Der Tierschutzbund demonstriert gegen die Kastration von Ferkeln ohne Betäubung. Ein Verbot steht bereits im Gesetz – bis das 2019 in Kraft tritt, müssen aber noch ein paar Millionen Schweine dran glauben

Ein Geheimnis ist es ja nicht: Wenn Fleisch auf den Teller kommt, sind vorher Tiere gestorben. Dass sie auf dem Weg dahin aber nicht mehr als nötig leiden sollen, sagen nicht nur radikale Tierschützer. Der Gesetzgeber verbietet regelmäßig die eine oder andere Extra-Grausamkeit. So hat man sich in Berlin bereits Ende 2012 darauf verständigt, die unbetäubte Ferkelkastration zu verbieten und das Tierschutzgesetz novelliert. Die routinemäßige Kastration ist für die erst wenige Tage alten Tiere mit Panikattacken und großen Schmerzen verbunden.

Für den Deutschen Tierschutzbund ist das Problem mit dem Verbot noch nicht vom Tisch. So ruft der Verband nun zur Aktionswoche gegen Ferkelkastration auf. Denn gelten soll die Neuregelung erst ab 2019. Bis dahin müssen pro Jahr noch rund 20 Millionen männliche Ferkel die Prozedur erleiden. Insbesondere im Norden, wo die Schweinezucht ihren Schwerpunkt hat: Ein Drittel aller Schweine stammt allein aus niedersächsischen Betrieben.

Mit Geburtenkontrolle haben die Kastrationen übrigens nichts zu tun. Es geht darum, dass wegen ihrer Hormone ein Teil der Nachwuchs-Eber nach – nun ja – Eber schmeckt. Um das zu verhindern, wäre die präventive Kastration aus Sicht von Tierschützern nicht nötig. Den unangenehmen Geruch könnten nämlich auch Detektoren feststellen, sagen sie. Auch könne man die Tiere impfen, um die entsprechenden Hormone auszubremsen.

Auch darum protestieren sie weiter, obwohl sie das Gesetz gegen die betäubungsfreie Kastration längst in der Tasche haben. Der Tierschutzbund will die Kundschaft sensibilisieren und fordert den Handel auf, das Fleisch aus narkosefreien Betrieben wenigstens zu kennzeichnen. Denn selbst wer will, hat es gar nicht leicht mit dem Einkauf, da auch viele Bio-Siegel die Betäubung nicht garantieren.

Das Verbot zu beschleunigen, wird aber wohl nicht drin sein. Schon vom derzeitigen Stand mit Schonfrist für die schonungslose Behandlung ist die Bauernlobby alles andere als begeistert. Narkose bedeutet Zeitaufwand, Betäubungsmittel kosten Geld und die Schweinepreise sind trotz deutscher Massenvertilgung von durchschnittlich 38 Kilo pro Kopf nicht gerade berauschend.

Die Zeit spektakulärer Aktionen vor Schweineställen scheint aber vorbei zu sein. Die AktivistInnen fahren am Donnerstag zur zentralen Kundgebungen nach Berlin, oder helfen von zu Hause: Wer sich die Bastel-Schweinemaske vom Tierschutzbund runterlädt, kann mit Ferkel-Selfies ein Zeichen im Internet setzen. JPK

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