piwik no script img

Riestern nützt nur Reichen

ALTERSVORSORGE Die staatliche Zulage landet laut einer neuen Studie überwiegend bei Wohlhabenden

BERLIN/FRANKFURT AM MAIN epd | Die Grünen halten die Riester-Rente für gescheitert. Einer neuen Studie zufolge landen die staatlichen Riester-Fördergelder vor allem bei Menschen mit deutlich überdurchschnittlichem Einkommen. Der rentenpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Markus Kurth, erklärte am Dienstag in Berlin, die Riester-Rente erreiche mit nur 6,4 Millionen insgesamt zu wenige Menschen. Auch der Paritätische Wohlfahrtsverband erklärte die Riester-Rente für „eindeutig gescheitert“.

Aus einer Studie von Forschern des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Freien Universität Berlin geht hervor, dass 38 Prozent der Gesamtförderung auf die oberen zwei Zehntel der verfügbaren Einkommen in der Gesamtbevölkerung entfallen, wie die FAZ berichtete. Die Riester-Rente wurde 2001 von Rot-Grün zur Stärkung der privaten Altersvorsorge eingeführt.

Grundlage der Studie sind Statistiken der Bundesbank. Von den 2,79 Milliarden Euro Fördergeld, die der Staat im Jahr 2010 – auf das sich die Untersuchung bezieht – ausgeschüttet hat, entfielen mehr als eine Milliarde Euro auf Menschen, die mehr als 60.000 Euro Nettoeinkommen im Jahr hatten. Auf die unteren beiden Zehntel der Einkommensbezieher entfielen demnach nur 7 Prozent der Gesamtfördersumme. „Man braucht offenbar ein gewisses Einkommen, um sich die Teilnahme an der Riester-Rente überhaupt leisten zu können“, betonte FU-Ökonom Johannes König.

Nach Ansicht des rentenpolitischen Sprechers der Grünen-Fraktion, Markus Kurth, zeigt sich damit, dass die Riester-Rente nur für diejenigen eine Option darstelle, die stabil und gut verdienen. „Für Menschen mit geringem Einkommen birgt die geförderte private Altersvorsorge mehr Risiken als Chancen“, erklärte Kurth.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband forderte angesichts der Studienergebnisse die Bundesregierung auf, die Zulagen für Neuabschlüsse drastisch zu reduzieren und das Niveau der gesetzlichen Rente von 47 auf 50 Prozent anzuheben. Die Alterssicherungspolitik müsse konsequent auf die Vermeidung und Bekämpfung der Altersarmut ausgerichtet werden, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Ulrich Schneider.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen