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Homophobes Berlin-KreuzbergÜberfall auf Drag Kings

Nach dem Überfall auf Drag-Künstlerinnen in Kreuzberg wird über mögliche Täter diskutiert. Auch der Staatsschutz ermittelt. Die Gegend werde zunehmend homophob, beklagt die Szene.

Protestfeiern für eine aufgeschlossenere Gesellschaft: Christopher Street Day in Köln Bild: dpa

In der Drag-Szene wird spekuliert, wer hinter dem Überfall auf Teilnehmerinnen des Drag-Festivals am Samstag steckt. Augenzeugen sprechen von den Tätern als Männer türkischer Herkunft und stellen einen Zusammenhang zu den rechtsradikalen Grauen Wölfen her. Der Polizeiliche Staatsschutz hat unterdessen die Ermittlungen übernommen.

Unbekannte hatten in der Nacht auf Sonntag nach Angaben der Polizei drei Frauen auf der Kreuzberger Oranienstraße zusammengeschlagen, die sich auf dem Heimweg vom Festival befanden. Die Frauen bezeichneten sich selbst als Zugehörige der autonomen Szene, so die Polizei. Die Veranstalter des Festivals sprechen derweil von acht angegriffenen Frauen, die aus verschiedenen Ländern zum Feiern angereist waren.

"Ich kam gegen sechs Uhr morgens aus dem SO 36", erklärte eine der Angegriffenen der taz, "und sah, wie eine Gruppe großer, bulliger Türstehertypen aus ihren Autos stieg und auf meine Freunde einschlug." Als sie dazukam, sei sie von einem der Männer ins Gesicht geschlagen worden. Ihre Aufmachung als Drag Kings, Butches und Dykes habe die Angreifer provoziert, vermutet sie.

Den verletzten Frauen gehe es den Umständen entsprechend gut, erklärten die Veranstalter des Drag-Festivals. Eine der Betroffenen hat Anzeige wegen Körperverletzung erstattet. Die anderen würden sich auf Grund mangelnder Deutschkenntnisse vor dem Prozedere scheuen. Augenzeugen zufolge habe es sich bei den Angreifern um Männer türkischer Herkunft gehandelt. Auf einem ihrer Wagen sei ein Aufkleber der rechtsradikalen, türkisch-nationalistischen Grauen Wölfe angebracht gewesen; diese haben direkt neben dem SO 36 einen Treffpunkt. Erst habe es eine verbale Auseinandersetzung mit den Frauen gegeben, danach sei es zu den Handgreiflichkeiten gekommen.

Die Veranstalter des Drag-Festivals gehen zwar von keinem gezielten Überfall aus, denken jedoch laut über mögliche Gründe nach: Am Samstagabend hatte in Kreuzberg eine Demonstration gegen die drohende Schließung von Lambda-Istanbul stattgefunden - eines Vereins, der sich in der Türkei für Transsexuelle einsetzt. "Gewöhnt euch an die Transsexuellen!" stand auf den Schildern, die die Demonstranten trugen. Die Demo habe die Atmosphäre im Kiez aufgeheizt und die Aggressivität sich später an den Besucherinnen des Drag-Festivals entladen, mutmaßen die Veranstalter. Sie sprechen von sich häufenden Überfällen auf Homosexuelle und Transsexuelle in der Gegend.

"Doch wir lassen uns die Straße nicht verbieten", sagt Pia Thilmann. Sie hatte das Drag-Festival mitorganisiert und lud für Montagabend zu einer Spontandemonstration. Damit wolle man auf den Übergriff, aber auch auf das homophobe Klima in Kreuzberg aufmerksam machen.

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21 Kommentare

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  • WW
    Wilhelm Welzin

    Bevor ein sinnvoller Diskurs stattfinden kann ist zunächst begriffliche Einigkeit erforderlich. Phobie jedenfalls ist ein psychiatrischer Begriff, der im entsprechenden Kontext benutzt wurde und wird, um krankhafte Ängste zu beschreiben. Die Angst vor großen weiten Plätzen wie vor kleinen Kammern oder Spinnen. Krankhaft weil keinem evolutionär erfolgversprechenden Ziele dienend. Im Unterschied hierzu kommen im Artikel sowohl - und schon gleich in der Überschrift! - die sog. "Homophobie" vor, und in einem Nebensatz auch die immer wieder gern bemühte "Islamophobie". Zumindest bei dieser letzteren ist der Charakter als Kampfbegriff und Nebelkerze wohl mittlerweile auch für fanatische Multikultiapologeten nicht mehr zu verleugnen. Die Angst vor den in der öffentlichen Wahrnehmung dominanten Elementen dieser Pseudoreligion ist alles andere als irrational, sie wird schon als Teil praktischer Alltagsvernunft deutlich in dem ebenfalls bezaubernden Begriff "no-go-area". Wer sich traut, diese Dinge beim Namen zu nennen, wer dies bronzezeitliche Gehabe nicht mehr mit ansehen kann, wem die Opfer (meist Frauen und Kinder aus dem unmittelbaren Umfeld der Täter, aber man ist flexibel) leid tun: der hat eine Phobie. Und wer von diesem Wort nicht abgeschreckt wird, na ja, der muss wohl ein Nazi sein.

     

    Es gibt in dieser islamischen Kultur eine kleine Minderheit von Männern und Frauen, die mit der Aufklärung etwas anfangen können. Sie brauchen all unsere Solidarität, sie sind von den Normalmullahs an Leib und Leben bedroht. Ihr unausgesetztes Wirken ist die einzige Hoffnung, die noch zwischen uns als Gesellschaft der Gegenwart und dem Bürgerkrieg steht. Ihnen eine Plattform zu verschaffen ist von daher eine der wichtigsten Aufgaben einer nicht (?) dem Regierungsmainstream verpflichteten Presse. Vor 30 Jahren hätte ich nicht eine Sekunde gezögert, die "taz" in diesem Zusammenhang auf Platz 1 der Liste zu setzen.

  • E
    emil

    Mann, die Frage, ob der Artikel pc ist, ist total uninteressant!!

    Ist doch ganz klar, worums hier eigentlich geht!! Egal, ob da eine rechte Gruppierung dahintersteckt oder nicht, es sind auf jeden Fall Jungs/Männer mit Identitätsproblemen. Wer fürchtet sich wohl sonst vor verschwimmenden Rollenschemata? Was kann man tun, damit die Jungs nicht erst abdrehen und losprügeln?

    Damit sollten sich die taz und die Leser beschäftigen

  • R
    reisender

    hallo stefan

     

    das steht aber so im text. und wenn jemand in hellersdorf rassistisch abdreht, dann ist das auch ein rechter übergriff. rechts ist rechts, egal welche hautfarbe jemand hat.

     

    schönen gruß

  • S
    Stefan

    Diese vorauseilende Toleranz kotz mich langsam an. Jetzt will ich doch mal richtig politisch unkorrekt werden: Wenn eine angesoffene Ost-Uschi eine Mitbürger mit Migrationshintergrund auch nur anpöbelt schreien sofort alle "Rechtsradikaler Übergiff in Hellersdorf". Hier werden Leute fast krankenhausreif geprügelt und das mitten im ach so sozialen und weltoffenen MultiKulti Kreuzberg und es traut sich niemand sagen wer's war???

    Intolerante, türkische Machoproleten mit einem Menschen- und Weltbild das einem das Kotzen kommt!

  • W
    Wehr

    @locuta

    Das Wort Islam entstammt derselben Wurzel (salima) wie das arabische Wort für Friede/n (salm, salam), heißt aber Hingabe an Gott, Egebung in Gott - ob diese Hingabe immer eine friedliche ist, ist m. E. fraglich (auch bei den Christen). Mitunter scheint diese Hingabe eher über die Menschen hinweg zu gehen und der Toleranz nicht immer förderlich. Und selbst wenn Islam Frieden hieße, ist es doch wohl keine Garantie dafür, dass die Gläubigen dieser Bedeutung folgen oder eine friedliche Welt für sie nicht eine ist, die befreit ist von Schwulen oder dieser Religion sonst unliebsamen Personen.

     

    salam aleikum

  • M
    Matthias

    Selber Schuld.

    In Kreuzberg, Neukölln, Moabit und im Wedding sollten sich Schwule nicht aufhalten. (Scheiß-)Deutsche Frauen, die kurze Röcke und Oberteile mit tiefen Ausschnitten tragen, auch nicht.

    (Scheiß-)Deutsche Männer generell nicht.

    Falls doch müssen sich "Männer türkischer Herkunft" (was ich bezweifle, denn bestimmt waren es Neo-Nazis) eben gegen das unbefugte Eindringen in ihre Reviere wehren.

    Ist doch logisch.

    So läuft das jetzt in Berlin.

  • K
    Konstantin

    @ Iocuta: "Islam heisst Frieden"!

     

    Soso! Dann war der 11.9. wohl auch ein Akt der friedlichen Nächstenliebe, wie?

    Religionen per se sind niemals friedlich sondern totalitär und gewalttätig!

  • I
    informierer

    Als Reaktion auf den Überall fand gestern abend eine Spontandemonstration statt. Die Teilnehmerzahl überraschte enorm. So fanden sich ca 2000 Menschen ein, eine der größten Spontandemonstrationen der linken Szene seit der Demo nach den bundesweiten Razzien im Mai 2007.

    mehr infos auf:

    http://de.indymedia.org/2008/06/219573.shtml

    Fotos und weitere Infos:

    http://de.indymedia.org/2008/06/219594.shtml

     

    Warum berichtet die taz darüber nicht?

  • K
    kotakinabalu

    Ohne die genauen Hintergründe zu kennen, kann man doch eines auf jeden Fall sagen, und muss es sogar deutlich beim Namen nennen: der Islam ist schwulenfeindlich. Das liegt in seiner Natur, genauso wie das Christentum homophob ist. Da hilft auch alle political correctness nicht weiter. Und darum gilt: Keine Toleranz gegenüber diesen Gruppen.

  • V
    volkica

    immer noch nicht begriffen??? zwei drittel der türken hier verachten uns deutsche in s0 36 werden einem sprüche um die ohren gehauen scheiss deutsche , deutsche sind alle idioten usw..in der wiener str. prügelte ein ex 36-boys typ mindestens7-9 leute in wenigen wochen extrem brutal nieder mit sprüchen wie scheiss deutsche alle penner und asseln...multi kulti ist vorbei , gescheitert an der unfähigkeit und dem unwillen der türken sich an eine tolerante ,bunte gesellschaft anzupassen.kickt die raus...

  • S
    Sommer

    "Kreuzberg ist ein mehrheitlich von Mohammedanern bewohnter Stadtteil, eine klassische No-Go-Area für Schwule und Lesben. Wer sich als Schwuler oder Lesbe dorthin bewegt, sollte wissen, was er/sie tut."

    Klasse Meinung: einer liberalen Gesellschaft wird vor allem von Links-Grün die Zuwanderung orientalischer "Unterschichten" mit einer Steinzeit-Quasi-Ideologie (Islam) aufgezwungen - anschliessend sollte man/frau sicherheitshalber einfach nicht mehr deren "Ghettos" frequentieren. Deutschland/Europa goes Gaga!

  • L
    locuta

    Rassismus in der Taz? Wie kann man nur die Ethnie der Täter erwähnen!? Wir wissen doch alle, daß Gewalt ausschließlich von rechts ausgeht, nicht wahr? Und außerdem, "Islam heißt Frieden"!, habt ihr das immer noch nicht begriffen?

    Ich denke, die richtige Reaktion auf diesen Übergriff ist das Aufstocken der Mittel im Kampf gegen rechts, mindestens 1Mio sollte es schon sein!

  • S
    silversurfer

    Tja, dazu gibt es eigentlich nur zwei Dinge zu sagen:

     

    1. "Der Islam ist eine friedliche Religion!"

    2. "Das müssen wir aushalten!"

     

    Muhaha!

  • H
    HPH

    Nun in islamischen Laendern haengen Schwule an Baukraenen - Deutschland in 30 Jahren!

  • R
    Rafael

    Monalisa, nehmen Sie sich zusammen! Gewalt geht immer von Rechts aus. Zur Not auch von ausländischen Nazis. Also warum gleich eine Moschee ins Spiel bringen? Sind sie islamophob oder ausländerfeindlich?

  • R
    Rafael

    Über solche Vorfälle sollten Sie nicht berichten. Wenn die Täter wirklich Türken gewesen sein sollten, geht uns das nichts an. Das lenkt nur vom Kampf gegen rechte Gewalt ab.

  • T
    talkingkraut

    Dass die türkische oder arabische Community homophob ist, kann ich aus eigener Erfahrung nicht bestätigen. Als ziemlich aufreizend gekleideter Transvestit bin ich da oft rumgezogen, hab mir dabei extra die Beine nicht rasiert, damit man mein Herkunftsgeschlecht erkennen konnte. Die Türken rund um den Marianenplatz machten mir keine Probleme. Berlin ist halt Großstadt, du wirst einfach akzeptiert, geschlechtliche Orientierung spielt keine Rolle, Diskriminierung gibt es keine. Genauso war es in der Sonnenallee mit der dort ausgeprägten arabischen Community, keine Probleme, voll akzeptiert, keine Diskriminierung. Hasenheide das gleiche, hab sogar Bekanntschaft mit einigen verschleierten Mädchen in der Hasenheide gemacht, die Cousins hatten nichts dagegen einzuwenden, als ich mich mit den Mädchen unterhielt, da kam mir wohl mein Zielgeschlecht zugute. Die Mädchen sagten mir, Talkingkraut, würde uns freuen, wenn Du morgen wieder kommst.

     

    Mag sein, dass man es als wirkliche Frau bei den Muslimen etwas schwerer hat, denen gegenüber sind sie ja eher als schlagfreudig einzuschätzen, mag sein, dass man sich als Mann in Männerkleidung schwer tut, mit verschleierten Mädchen in der Hasenheide ins Gespräch zu kommen und man sich dabei mit den Cousins Schwierigkeiten einhandelt.

  • B
    Ben

    Ich hoffe, daß es den Überfallenen bald wieder besser geht!

     

    ABER: nicht vergessen, liebe Leute, was die PARTEI dazu sagt: "Das müssen wir aushalten" (Zitat Marieluise Beck von den Grünen in nicht diesem, aber ähnlichen Zusammenhang).

  • A
    Arminius

    Kreuzberg ist ein mehrheitlich von Mohammedanern bewohnter Stadtteil, eine klassische No-Go-Area für Schwule und Lesben. Wer sich als Schwuler oder Lesbe dorthin bewegt, sollte wissen, was er/sie tut.

  • TM
    Thomas Mank

    Schon vor Jahren sind ein Freund und ich auf der Oranienstraße von jungen "bulligen" Türken zusammengeschlagen worden, die am frühen Abend plötzlich mit dem Schlachtruf "Schwule Säue" hinter uns her liefen und uns überfielen. Ohne das Eingreifen eines älteren türkischen Mannes wäre es uns ziemlich übel ergangen.

  • M
    Monalisa

    Der Treffpunkt ist eine Mosche, die von der MHP betrieben wird, davon gibt es mehrere in Berlin.