Kolumbien im Bürgerkrieg: Exgeisel attackiert Präsident Uribe
Gerade eben von den FARC-Rebellen aus jahrelanger Gefangenschaft freigelassen, ist sich Politiker Alan Jara sicher: Präsident Álvaro Uribe bremst eine humanitäre Lösung der Geiselfrage.
BUENOS AIRES taz "Um es klar zu sagen und von ganzen Herzen: Uribe hat nichts für unsere Freilassung getan." Mit deutlichen Worten kritisierte Alan Jara nach seiner Freilassung die Politik der kolumbianischen Regierung mit Präsident Álvaro Uribe an der Spitze. Immer wieder schaffe die Regierung Tatsachen, die es verhindern. dass es zu einer humanitären Lösung in der Frage der Freilassung der Geiseln kommt, so der Politiker.
Nach seiner Einschätzung ist die FARC alles andere als geschlagen. "Ich weiß noch nicht, was hier über die Guerilleros der FARC geredet wird, aber in den Bergen gibt es viele von ihnen, vor allem junge," so Jara. Der frühere Gouverneur der Provinz Meta war am 15. Juli 2001 entführt worden und am Dienstag als fünfte Geisel von der Guerilla-Organisation FARC einer Delegation des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben worden.
Die Freilassung hatte sich um einen Tag verschoben, da es zwischen der kolumbianischen Regierung und der humanitären Begleitergruppe zur Freilassung der Geiseln zu einem Zerwürfnis gekommen war. Staatspräsident Álvaro Uribe hatte der Gruppe am Sonntag das Mandat entzogen, darunter auch die der Senatorin Piedad Córdoba. Auf Drängen des IKRK lenkte Uribe jedoch ein und erlaubte die Teilnahme der Senatorin. Am Dienstagmorgen war die Gruppe zu einem unbekannten Ort im südkolumbianischen Urwald aufgebrochen, um den Politiker in Empfang zu nehmen.
Am Montag war zudem der Friedensbeauftragte der Regierung, Luis Carlos Restrepo, von seinem Amt aus Protest gegen die Haltung von Uribe zurückgetreten. Der Präsident hat jedoch Restrepos Rücktritt nicht angenommen. Gleichzeitig verteidigte er die militärischen Aktionen gegen die FARC. "Wo man weiß, da ist die FARC, ist ein Flugzeug um sie zu bombardieren. ... Die Schlange lebt, wir sind bereit," so Uribe und sprach sich erneut gegen den Austausch von gefangenen Kämpfern der FARC gegen deren Geiseln aus. "Ich kann keine Guerilleros aus dem Gefängnis freilassen und den FARC übergeben, damit diese erneut morden und Menschen entführen," so Uribe.
Am Donnerstag soll der ehemalige Parlamentsabgeordnete Sigifredo López freikommen. López ist seit 2002 in Geiselhaft. Die linksgerichtete FARC ("Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens") hatte im Dezember die Freilassung von sechs Entführten angekündigt.
Leser*innenkommentare
Udo Henn
Gast
Es ist eines der Verdienste der Regierung Uribe, dass gegen die noch "frei herumlaufenden Verbrecher" ermittelt wird und einer nach dem anderen angeklagt, verurteilt oder ausgeliefert wird.
Ich faende es absurd und nicht rechtsstaatskonform, verurteilte Kriminelle an eine terroristische Vereinigung zu uebergeben.
Es liegt sicher nicht an Uribe, dass es kein humanitaeres Abkommen gibt, sondern an den Farc, die daran gar nicht interessiert sind, sondern nur weiter ungestoert ihre Drogengeschaefte abwickeln wollen.
archimedes
Gast
@ klaasklever7: ... und Verbrecher, die noch frei herum laufen, sogar in sehr hohen militärischen und politischen und wirtschaftlichen Positionen,
endlich anklagen
z.B. wegen Folter, Entführung, Einschüchterung durch Morddrohungen, und anderen Verbrechen,
ggf. sogar vor einem internationalen Tribunal wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit!
klaasklever7
Gast
Richtig so! Keine verurteilten Verbrecher entlassen!