Deutsch-Ägypter wieder frei: Blogger von Geheimdienst bedrängt

Der deutsch-ägyptische Blogger berichtet in einer Pressekonferenz über seine viertägige Gefangenschaft in Kairo. Sein Gaza-Blog ist weiterhin blockiert.

Will sich nicht einschüchtern lassen: Blogger Philip Risk.

KAIRO taz "Mir waren die ganze Zeit die Augen verbunden, ich wusste nicht, ob Tag oder Nacht ist. Immer, wenn sie mit meinen Antworten nicht zufrieden waren, musste ich mit Handschellen vor ihnen stehen", erzählt der deutsch-ägyptische Blogger und Student Philip Risk von seinen vier Tagen in den Händen des ägyptischen Geheimdienstes.

Der 26-Jährige war letzten Freitag vom Inlandsgeheimdienst im Norden Kairos verschleppt und an einen unbekannten Ort gebracht worden, wo er vier Tage lang befragt wurde, bevor er am Mittwoch freikam. Risk, der selbst längere Zeit in Gaza gelebt hat, ist aktiv in einer Bewegung in Ägypten, die ein Ende der Wirtschaftsblockade gegen den Gazastreifen fordert und der ägyptischen Regierung vorwirft, nicht genug zu tun, um die humanitäre Lage der Palästinenser zu verbessern.

"Wir werden alles aus deinem Kopf herausholen", begannen seine Befrager das Verhör. Was folgte, war eine über 20 Stunden lange Befragung, bei der ihm immer wieder vorgeworfen wurde, ein israelischer Spion zu sein und ein paar Atemzüge später, Waffen an die palästinensische Hamas verkauft zu haben. "Wenn du nicht kooperierst, dann weißt du, was mit dir passiert", warnte ihn sein Befrager. Im Hintergrund waren aufgezeichnete oder echte Geräusche von Gefolterten zu hören.

Am zweiten Tag der Gefangenschaft wurde Risk zu seiner Wohnung gebracht. Dort wurden seine Kameras, sein Computer, die Festplatten sowie das Recherchematerial für seine Magisterarbeit über Gaza konfisziert. Außerdem wurden die Kennwörter für sein Gaza-Blog gestohlen, der inzwischen von der ägyptischen Sicherheit blockiert ist.

"Die haben jetzt mehr Kontrolle über mein Leben als ich selbst, das ist beängstigend", fasst Risk sein Gefühl zusammen. "Es waren schlimme vier Tage, aber ich möchte darauf hinweisen, dass ich niemals geschlagen wurde und dass andere hier für Wochen und Monate vom Geheimdienst verschleppt werden." Am Ende wurde Risk erklärt, alles hätte sich erledigt und es läge nichts gegen ihn vor. Trotzdem wurde er gewarnt: "Wenn du so weitermachst, dann wirst du uns noch oft besuchen."

Er möchte sich nicht einschüchtern lassen, erklärt Risk am Ende seiner Pressekonferenz. Er will sich weiter für die Menschen in Gaza einsetzen. "Ich wurde von den Ägyptern freigelassen", sagt er, "aber der Gazastreifen bleibt weiterhin ein großes israelisches Gefängnis."

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