Schwarzer angeblich mit Dealer verwechselt: Wiener Polizisten verprügeln Lehrer

Ein 34-jähriger Afroamerikaner wurde in Wien angeblich mit einem Drogendealer verwechselt, zwei Polizisten schlugen ihn krankenhausreif. Die Schläger sind weiter im Dienst.

Die Bundespolizei entschuldigte sich nur halbherzig bei ihm: Prügelopfer Brennan. Bild: ap

WIEN taz In den USA wurde Mike Brennan binnen weniger Tage zur Berühmtheit. Weltblätter wie die New York Times berichteten über den Afroamerikaner aus New Jersey. Der 34-jährige Sportlehrer an der Vienna International School in Wien hat diesen Ruhm nicht angestrebt. Er war am 11. Februar auf dem Weg zur Schule und wollte in der U-Bahnstation Spittelau umsteigen, als sich zwei Männer in Zivil auf ihn stürzten. Sie hatten ihn schon im U-Bahn-Waggon, wo er zwei Afrikanern gegenübersaß, beobachtet.

Brennans österreichische Freundin, die auf dem Bahnsteig wartete, habe versucht zu helfen und sei weggestoßen und verletzt worden. Erst nach zehn Minuten hätten sich die beiden Männer als Agenten der Drogenpolizei ausgewiesen und von ihrem Opfer abgelassen.

In ihrem Protokoll geben sie an, sie hätten den Lehrer mit einem Dealer verwechselt, dem sie auf der Spur waren. Dass der Mann ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, wo eine Lendenwirbelprellung sowie Verletzungen an Nacken und Handgelenken festgestellt wurden, geht aus dem Bericht nicht hervor.

Vonseiten der Bundespolizeidirektion kam Tage später eine halbherzige Entschuldigung. Die Prügelpolizisten versehen aber weiter ihren Dienst und machten ihr Opfer für die Verwechslung mitverantwortlich. Brennan sei seiner Mitwirkungspflicht nicht nachgekommen.

Für den Anti-Rassismus-Verein Zara ist das zynisch. "Nicht die angebliche Verwechslung der Männer ist das Problem, sondern - so sich die Vorwürfe bestätigen - die Unverhältnismäßigkeit des Polizeieinsatzes", kritisiert Geschäftsführerin Barbara Liegl.

Die Misshandlung des Lehrers reiht sich ein in eine Serie von rassistischen Übergriffen österreichischer Polizisten auf Schwarzafrikaner. Am 1. Mai jährt sich zum zehnten Mal der Tod von Marcus Omofuma. Der Nigerianer war während seiner Abschiebung mit einem Klebeband an die Rückenlehne des Flugzeugsitzes fixiert worden. Er erstickte neben seinen Bewachern. Seither bemühen sich Menschenrechtsgruppen, die Gesetzeshüter mit dem Konzept der Menschenrechte vertraut zu machen. Major Martin Schlosser, Leiter der Aufnahme, Aus- und Fortbildung im Landespolizeikommando Wien, betonte, dass im Rahmen der verpflichtenden berufsbegleitenden Fortbildung für Polizisten das Thema Polizei und Menschenrechte jetzt ein wesentliches Trainingsmodul sei. Alle zwei Jahre gebe es drei Tage Schulung.

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