Korruption in Afrikas Ölstaaten: Das Schwarzgeld kommt ans Licht

Nach dem Tod von Gabuns Langzeitherrscher Bongo muss sein Clan dessen Vermögen aufteilen - und vor der Justiz retten.

Das Ermittlungsverfahren gegen ihn läuft auch nach seinem Tod weiter: Omar Bongo. Bild: dpa

Nach dem Tod von Gabuns Präsident Omar Bongo kommt sein Vermögen ins Visier der Öffentlichkeit. Ein in Frankreich laufendes Ermittlungsverfahren, das Transparency International und die Nichtregierungsorganisationen Sherpa und Survie gegen Bongo angestrengt haben, soll trotz seines Todes weiterlaufen, bekräftigte jetzt ein Anwalt der Kläger: "Mehrere seiner Angehörigen sind ebenfalls betroffen", so William Bourdon, Anwalt von Transparency International.

Das Verfahren, das auch die Präsidenten von Kongo-Brazzaville und Äquatorialguinea trifft, wurde erst am 6. Mai in Paris zugelassen, zum großen Unwillen Bongos und der französischen Exekutive, die dagegen Berufung einlegte. Bongo drohte, er werde "über die Zukunft der franko-gabunischen Beziehungen nachdenken", und zur Krebsbehandlung begab er sich lieber nach Spanien. Schon lange ist bewiesen, dass Ölfirmen Gabuns Präsidenten reichlich beschenkten. Ebenso aber hat Bongo in seinen über 41 Jahren Herrschaft die Zuneigung und das Schweigen der gesamten politischen Klasse in Paris erkauft, von den Sozialisten bis zu Jean-Marie Le Pen. Bongo, so sagte jetzt Expräsident Valéry Giscard dEstaing, finanzierte 1981 den Wahlkampf seines Rivalen Jacques Chirac. Präsident Nicolas Sarkozy, Chiracs Nachfolger, wählte Gabun als Ziel seiner ersten Afrikareise nach seiner Wahl 2007.

Den Ermittlern zufolge besitzt der Bongo-Clan in Frankreich 33 Immobilien, darunter ein Stadthaus in der Avenue Foch in Paris im Wert von knapp 19 Millionen Euro. Präsidentensohn Ali Bongo hat für 400.000 Euro zwei Ferraris erworben, Präsidententochter Pascaline einen Luxusmercedes für 75.000, zur Hälfte aus Gabuns Staatshaushalt bezahlt.

Der Familie gehören noch fünf weitere Mercedes-Limousinen, drei Porsche und ein Bugatti. Bongo verfügt über einen Präsidialetat in Höhe von 8,5 Prozent des Staatshaushalts, was zuletzt 111 Millionen Dollar im Jahr ergab; dieser taucht nicht in den Haushaltsdaten auf, die Gabun dem IWF übermittelt. Bereits im Jahr 2000 fand eine Untersuchung des US-Senats heraus, dass Bongo dafür ein Geheimkonto bei der Citibank besaß, in das zwischen 1985 und 1997 130 Millionen Dollar flossen. Insgesamt verfügt die Bongo-Familie über 70 Bankkonten.

Die Ermittlungen betreffen auch zwei noch lebende Präsidenten aus Nachbarländern Gabuns: Denis Sassou-Nguesso aus Kongo-Brazzaville und Teodoro Obiang aus Äquatorialguinea. Sassou-Nguesso, der sich im Juli wiederwählen lassen will, besitzt in Vésinet nahe Paris eine Luxusvilla, sein Neffe Wilfried eine Luxuswohnung. Seine Frau Antoinette kaufte im Jahr 2007 einer Pariser Neunzimmerwohnung für 2,47 Millionen Euro. Insgesamt besitzt der Sassou-Clan 24 Immobilien und 112 Bankkonten, dazu einen prächtigen Fuhrpark. Ermittlungsverfahren in Großbritannien und den USA sowie eine Untersuchung in Frankreich haben ergeben, dass Sassou und sein Umfeld Scheinfirmen in Steuerparadiesen gegründet haben, die Öl unter dem Weltmarktpreis verkauften und Teile des Erlöses auf Privatkonten fließen ließen. Laut IWF tauchten auf diese Weise allein zwischen 1999 und 2002 248 Millionen Dollar Öleinnahmen nicht in den Staatseinnahmen auf.

Teodoro Obiang Nguema, dessen Land Äquatorialguinea erst vor kurzem Öl fördert und sehr reich wurde, ist der dritte Gegenstand der Ermittlungen wegen Luxusimmobilien und -autos in Frankreich. Präsidentensohn Teodorin kaufte nach Angaben der britischen Organsiation Global Witness 2006 eine Villa in Malibu für 35 Millionen.

In Gabun stellt sich jetzt die Frage, wie der Clan sich über die Aufteilung der Beute einigt. Tochter Pascaline, derzeit Kabinettschefin, gilt als Verwalterin von Bongos Vermögen. Ihr Mann Paul Toungoi war früher Finanzminister und jetzt Außenminister; vor ihm war sie mit Jean Ping verheiratet, jetzt Kommissionschef der Afrikanischen Union. Sohn Ali, jetzt Verteidigungsminister und davor Außenminister, hat die Macht über die Sicherheitskräfte und ist Vizepräsident der Regierungspartei. Vor kurzem zeigte ein US-Fernsehsender, wie seine Frau Inga versuchte, in Beverley Hills eine Villa zu kaufen; eine für 25 Millionen Dollar war zu mickrig, die andere hatte zu kleine Kleiderschränke.

Alis Halbbruder Christian Hussein leitet die Banque Gabonaise du Développement, eine der wichtigsten Banken Gabuns; davor war er Chef der staatlichen Fluglinie. General Idriss Ngari, ein Cousin, war lange Generalstabschef und ist heute Gesundheitsminister. Weitere Cousins und Schwager halten Leitungsposten in Firmen und Staat.

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