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Neonazis in ThüringenFrustrierte Seitenscheitel

Die NPD in Thüringen hat viel Geld in den Wahlkampf gesteckt, einen schwarzen CDU-Politiker bedrängt und tausende Plakate aufgehängt. Für den Landtag hat es dennoch nicht gereicht.

NPD-Chef Udo Voigt hat den Wahlkampf in Thüringen massiv unterstützt - auch um sich gegen seinen sächsischen Widersacher Holger Apfel zu behaupten. Bild: dpa

HILDBURGHAUSEN/KIRCHHEIM taz | Zeca Schall sitzt auf dem Sofa eines Freundes und starrt auf den Fernseher. Er hat sich für den Wahlsonntag einen Anzug angezogen, am Revers stecken die Farben Deutschlands und der EU. Es ist ein wichtiger Tag für Zeca Schall, vielleicht einer der wichtigsten in seinem Leben. Mehr als zehn Prozentpunkte hat seine CDU verloren, aber ihn interessiert jetzt nur eines: Kommen die Rechtsextremisten von der NPD rein? Wählen die Thüringer eine Partei ins Parlament, die gegen ihn gehetzt hat, nur weil er schwarz ist?

Der braune Balken auf dem Bildschirm hält bei vier Prozent an. "Nicht drin", sagt der Moderator. Den ganzen Tag hat Zeca Schall angespannt gewirkt, jetzt fällt der Druck von ihm ab. Während im Fernsehen die enttäuschten Gesichter seiner Parteifreunde in Erfurt zu sehen sind, freut sich Schall in seiner Heimatstadt Hildburghausen im Süden Thüringens. "Das ist gut", sagt er. "Das ist das Wichtigste."

80 Kilometer nördlich kommt an diesem Sonntagabend die Thüringer NPD zusammen. Eine Wahlfeier hatten sie angekündigt, danach wollten die Rechtsextremen in den Landtag aufbrechen. Die NPD hat offenbar fest mit dem Einzug gerechnet. Nun sitzen sie in der "Erlebnisscheune" in der Nähe von Erfurt und starren in ihre Gläser. Einige tragen Anzug und Seitenscheitel, andere Glatzen und T-Shirts mit der Aufschrift "Nationaler Sozialismus".

Auf einer Bühne steht der NPD-Landeschef Frank Schwerdt, der erst im April wieder wegen Volksverhetzung verurteilt wurde. "Wenn ihr es wollt, mach' ich weiter", sagt er. Doch am Ende seiner Rede erhält er nur verhaltenen Applaus. Schwerdt kündigt noch einen rechten Liedermacher an. "Vielleicht wird dann die Stimmung etwas lockerer."

An einer Wand hängt ein Plakat, auf dem Zeca Schall abgebildet ist. "Falscher Thüringer", steht dort. Daneben ist eine Bratwurst zu sehen, die "Echte Thüringer". Es ist nur ein kleiner Teil der Hasskampagne gegen Schall.

Die NPD hatte Großes vor in Thüringen. Hier sollte der Einzug in das dritte Landesparlament im Osten gelingen, nach Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. In den vergangenen sechs Jahren hat die NPD in Thüringen massiv in den Parteiaufbau investiert. Zwischen 2003 und 2007 vervierfachte sich die Mitgliederzahl. Zuletzt musste die Partei allerdings wieder einen Rückgang auf rund 450 Mitglieder hinnehmen.

Auch für den intern umstrittenen NPD-Bundeschef Udo Voigt wäre ein Erfolg in Thüringen wichtig gewesen, Schwerdt ist einer seiner engsten Vertrauten. 160.000 Euro hat die Thüringer NPD angeblich in den Landtagswahlkampf gesteckt, davon soll die Hälfte von der in Finanznöten steckende Bundespartei gekommen sein, etwa 40.000 Plakate hat die NPD überall im Land aufgehängt.

Doch die gewünschte Aufmerksamkeit bekam sie erst mit ihrer Hetze gegen den deutschen Staatsbürger Zeca Schall.

Schall war auf einem CDU-Plakat neben Ministerpräsident Dieter Althaus abgebildet worden. "Gute Heimreise, Zeca Schall" schrieb die NPD in einer Pressemitteilung und kündigte an, Schall zur Rückkehr nach Angola zu "animieren", wo er vor 45 Jahren geboren wurde. Unterzeichnet von NPD-Landessprecher Patrick Wieschke, der vor einigen Jahren nach einem Sprengstoffanschlag auf einen Döner-Imbiss zu einer Haftstrafe verurteilt wurde.

NPD-Chef Voigt und seine Truppe kamen sogar mit ihrem Wahlkampfmobil nach Hildburghausen und versuchten, zu Schalls Wohnhaus zu gelangen, was die Polizei aber verhinderte. In weiteren Pressemitteilungen schrieb die NPD, dass "Neger" im Freistaat "nicht als Dauergäste akzeptiert werden". Ein NPD-Politiker schminkte sich schwarz und setzte sich eine Lockenperücke auf, in der Hand hielt er Bananen, um den Hals trug er ein Schild: "Heimreise statt Einreise."

Die New York Times fragte sich, was denn da verdammt noch mal los sei im Osten Deutschlands und meinte damit den islamfeindlichen Mord an Marwa El Sherbini in Dresden Anfang Juli - und die Hetze gegen Schall. "Ich war fix und fertig" sagt Schall. "Das alles erinnert einen fast an 1933."

Viel zu viel ist auf ihn in den vergangenen Wochen eingeprasselt.Vor kurzem noch war er ein unbedeutender CDU-Kommunalpolitiker, bei den Kreistagswahlen im Juni blieb er mit dem Listenplatz 30 chancenlos. Wenige Wochen später entdeckte ihn plötzlich das Team Althaus für den Wahlkampf, "Integrationsbeauftragter" der Thüringer CDU wurde er sogar genannt.

Doch so gerne die CDU Schalls Hilfe in Anspruch nahm, so merkwürdig verhielt sie sich nach der Hetze der NPD. Zwar stellte sie Strafanzeige wegen Volksverhetzung. Die Plakate mit Schall überklebte sie aber mit neuen Motiven. Das sei schon vorher geplant gewesen, sagte die CDU. Schall selbst hätte es dennoch gut gefunden, wenn sie einige Plakate hätten stehen lassen, um Gesicht zu zeigen. Sein Gesicht. Oder welche gegen Rechtsextremismus aufgestellt hätten. Der neue CDU-Slogan lautete dann: "Zukunft macht man nicht mit links."

Am Wahltag geht Schall zuerst zum Gottesdienst, er ist gläubiger Katholik, über Kirchenfreunde ist er auch zur CDU gekommen. Der Pfarrer spricht in seiner Predigt darüber, dass das Böse aus dem Inneren des Menschen komme. Zeca Schall schaut ins Gesangbuch, stimmt mit in das Lied ein: "Lass uns den Hass, das bittere Leid, fortlieben aus der dunklen Zeit."

Danach geht er zum Wahllokal, das im Rathaus der 12.000-Einwohner-Stadt untergebracht ist. Er macht rasch sein Kreuz, faltet den Wahlzettel und steckt ihn in die graue Urne.

In Zukunft, findet Zeca Schall, sollte die NPD nicht mal mehr auf dem Zettel stehen dürfen. "Man muss diese Verbrecher verbieten", sagt er. Doch würde das das Problem lösen?

Als Schall das Wahllokal verlässt, sitzen am Marktbrunnen Jugendliche herum, sie mustern ihn von oben bis unten. Einer trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift "88". Das ist der Szenecode für "Heil Hitler".

Einen Abend vorher stehen sie auch auf dem Marktplatz, nur 50 Meter entfernt von Zeca Schalls Wohnhaus, gemeinsam mit 70 weiteren jungen Männern und Frauen. Sie schwenken Flaggen für den "Nationalen Widerstand", ein Redner hetzt gegen Asylanten, Juden, Zigeuner und Boris Becker - weil der auf "Negerinnen" stehe. "Bündnis Zukunft Hildburghausen" nennt sich die Truppe. Ihr Anführer war einst bei der NPD, nun hat er seinen eigenen Verein aufgemacht und sitzt seit kurzem im Kreisrat.

Es ist eine gespenstische Szene. Denn eigentlich setzt sich der Bürgermeister gegen Neonazis ein, zusammen mit einem lokalen"Bündnis gegen Rechtsextremismus". Aber heute sieht man von den Gegnern der Neonazis nicht viel. Die Gäste eines Cafés am Markt löffeln in ihrem Eis.

Man müsse viel mehr gegen Rechtsextremismus machen, wird Zeca Schall am Tag danach sagen. Verbote. Demonstrationen. Ein Landesprogramm gegen Rechtsextremismus.Ein solches Programm fordert die bisherige Opposition in Thüringen schon lange. Gesträubt hat sich dagegen nur eine Partei: Die CDU.

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36 Kommentare

 / 
  • X
    xyz

    Mich stören die Kommentare, die hier leider mal wieder den ostdeutschen Ländern einen Fascho-Generalvorwurf andichten wollen. Als in Baden-Würtemberg die "Republikaner" ein Jahrzehnt lang locker in den Landtag gewählt wurden - waren die B-Wler da auch alle Faschos?

    Mich widert diese selbstgerechte Ignoranz von Leuten, die glauben, als in der Alt-BRD gebürtige Bürger von vorneherein etwas "Besseres" zu sein.

    Ich bin selbst in der alten BRD aufgewachsen und empfand die dort in weiten Teilen kultivierte Einfamilienreihenhaus-mit-Gartenzwerg-Enge als furchtbar bedrückend; anscheinend ist der eigene geistige Gartenzaun aber immer noch viel zu hoch für so manchen.

  • HG
    Herr Günni

    Ein Verbot der NPD macht natürlich aus faschisten keine linken und wird auch keine einzige meinung in den köpfen der WählerInnen ändern.

    Keine rassistische/antisemitische hetze oder angriffe werden verhindert.

    ABER...wäre die Npd verboten, würde das zu massiven finanziellen einbrüchen in der Szene führen.

    Damit wäre ein aufbau von strukturen,finanzielle unterstützung für propaganda wie schulhof cds und werbeblättchen, tausende plakate und vieles mehr massiv behindert.

  • M
    Mirko

    @mks: Prinzipiell stimme ich zu - durch ein Verbot wird niemand vom "falschen Glauben" abfallen (was die Nazis tun und glauben hat schon viel von religiösem Fanatismus...).

    Wie üblich, löst ein Verbot nicht die Ursachen sondern mindert bestenfalls die Auswirkungen. Aber auch deshalb wäre ich für ein Verbot. Es kann doch eigentlich nicht angehen, dass Nazis aus Steuermitteln subventioniert werden (Wahlkampfförderung - die imho auch abgeschafft werden sollte, aber das ist ein anderes Thema...) und teilweise sogar in (regionalen) Regierungen etwas zu sagen haben.

     

    Dass auch(!) mehr bei den Ursachen getan werden muss, steht für mich außer Frage. Dass viel zu viele das Ammenmärchen von den bösen ausländischen Job-Dieben glauben ist genauso furchtbar wie das entstehen von Asso-Vierteln mit starken Migrationshintergrund, die den Rechtssymphatisanten oft als Aufhänger dienen. Dass wohl eher in Deutschland etwas furchbar schief gegangen sein muss, wenn Leute in 3. Generation weder in Deutschland integriert sind noch irgendwelche Kontakte zu dem Herkunftsland ihrer Vorfahren haben (außer evtl. 1 Woche Urlaub pro Jahr...), geht manchen PI-Froinden hier leider nicht in den Kopf...

  • N
    Nigredo

    Zitat: "Die NPD in Thüringen hat [...] einen schwarzen CDU-Politiker bedrängt[...]. Für den Landtag hat es dennoch nicht gereicht."

    Irgendwie klingt das schon sehr übel, ich war bis dato davon ausgegangen, dass hier ein deshalb besser gepasst hätte, als ein dennoch, impliziert diese Aussage doch: "Wer schwarze CDU-Politiker (die sind doch alle schwarz?!^^) bedroht, müsste eigentlich mehr als 5% bekommen." Und diese Aussage hätte ich in der taz nicht erwartet, eher von der NPD oder jenen der Teilen der CDU, die schnell den Herrn Schall überklebten (Eine Tat, die mein Bild von der Union im Übrigen nur bestätigt)

     

    Was der Herr Schall da von sich gibt, klingt für mich recht vernünftig; wie landet so jemand ausgerechnet bei der CDU? Und ist das nun die politische Entsprechung von Minus mal Minus ergibt Plus (Schwarz mal Schwarz ergibt dann doch (teilweise) sinnvolle Politik?)?^^

     

     

    Obwohl sie bei der Union sind, wünsche ich ihnen, Herr Schall, viel Erfolg, wir haben ja in den letzten Jahren gelernt, dass selbst ihre Partei zu leichten Modernisierungen fähig ist, deren Haltung zu denen, die sie für "deutsch" halten und solchen, die nicht dazu gehören, jedenfalls ähnelt oftmals eher der NPD als einer modernen demokratischen Partei.

  • A
    Angstrassismen

    und wenn in thüringen nach 15 Jahren

    immer noch weniger Faschos gewählt werden

    als in NRW, Niedersachsen und Flensburg gemeinsam..

    selbst dann wird der Osten noch in

    die NoGoArea geschoben.

    Anngstreflexe aus dem Bösen aus dem Osten

    müssen ja geschürt werden um Meinungsumfragen

    im Westen aufkosten des Ostens zu generieren.

    Da hat man als Thüringer niemals Rechts gewählt

    kennt keinen NAZI und denoch wird man zu einen

    Abgestempelt......

  • PP
    Peter Panovski

    Der sehr nahe Osten ist für mich Bundesbürger aus NRW immer noch -und jetzt bestätigt- ein fremdes Land. Die Ostzone war für mich eine Welt, die ich gerne besucht habe, weil dort Verwandte von mir leben; Seit der Wende ist die Ostzone ein Tummelplatz fuer Seilschaften der "Ex-Junta" und faschistoiden Outdrops. Hochachtung für... und Dank an alle dort lebenden, die dagegen halten!!

     

    Bin froh, dass Herrn Althaus Ehedasein seit seiner Kollision belebt ist ... - soweit Selbstbekundungen und Pressemeldungen diesbezüglich zu trauen ist.

  • T
    Thüringer

    Also liebe TAZ, _dass_ ist echt mal ein guter Artikel. Schön, dass er ohne des Gepolter auskommt, welches in anderen Artikeln von euch leider häufig zu finden ist.

    Die entsetzliche Stimmungslage im Thüringer Hinterland ist gut getroffen. Das kann ich so bestätigen. Ich frage mich immer, wie man es als "Exot" dort überhaupt aushalten kann. Ich hätte dazu nicht die Kraft. Ich wünsche Herrn Schall den Erhalt seines Mutes, den er für sein Leben in dieser braunen Provinz braucht!

  • W
    Werner

    ""Man muss diese Verbrecher verbieten", sagt er. Doch würde das das Problem lösen?"

     

    Raffiniert gute Frage, Herr Schmidt!

     

    Ja! Probleme verbieten statt Probleme lösen - das ist typisch rechts, nicht nur bei der NPD, sondern auch bei politisch "schwarz" und "gelb".

  • RD
    Richard Detzer

    In einer linkslastigen Hetzrepublik wird rechts nicht nur verboten, sondern auch einmal erlaubt werden müssen. So ist das nun mal mit der Emanzipation. Anders gesagt: Jedesmal wenn links gegen rechts wettert, müssen wieder die Nazis ran. Tolle Arbeitsgemeinschaft, Deutschland nennt man das.

  • O
    Olivia

    @ falscher Thüringer:

    Die Plakatidee mit der Thüringer Bratwurst kommt nicht von ungefähr, nämlich von der Jungen Union selber. Die hatte den wichtigsten politischen Herausforderer Althaus´, Herrn Ramelow von der LINKE, als falschen Thüringer betitelt (und ihn der Thüringer Bratwurst als echten Thüringer gegenüber gestellt) unter dem Motto "Keiner von uns- keiner für uns"...

    Diese PR-Maßnahme wurde vom Landgericht Berlin gestoppt und schließlich von den thüringer Christdemokraten zurückgenommen.

  • S
    Sebastian

    @glamorama:blog

    Dem ist nichts hinzuzufügen.

     

    @Via Fora

    Ich denke auch nicht, daß es sich um eine "rote Karte" handelt, die die NPD in Thüringen bekommen hat. Mit 4,6% sind sie wirklich nur ganz knapp am Landtag vorbeigeschrammt. Wir leben mit einer schleichenden Gewöhnung an die braune Pest, die von der CDU kräftigen Vorschub erhält.

  • K
    Kopfschütteln

    Offensichtlich sind die Thüringer schlauer als die Sachsen. Dort ist man leider mal wieder den rechten Rattenfängern auf den Leim gegangen.

    Fragt sich nur, was schlimmer ist: Der Zulauf an Wählern oder die offensichtliche Unfähigkeit der Sachsen, die Ziele der von Ihnen gewählten Partei zu hinterfragen. Vielleicht hat die höhere Arbeitslosigkeit in Sachsen nicht nur etwas mit der Parteistruktur, sondern auch mit Intellekt

    zu tun.

  • M
    mks

    An alle, die ein Verbot der NPD fordern: Was soll das bitte nützen?! Verschwindet dadurch auch nur ein Neonazi?! Verschwindet dadurch, wie von Geisterhand, plötzlich deren "Gesinnung"?! Woran es in diesem Land fehlt, ist politische Bildung und - besonders im Osten - Perspektive für junge Leute. Seit Jahren kürzt man Budgets für Jugendprojekte und Aktionen gegen Rechts. Und gleichzeitig fordert man ein NPD-Verbot. Das geht nicht zusammen. Ein solches Verbot allein bringt nichts. Es wäre blinder Aktionismus, um den Menschen einzureden, man würde etwas gegen das Problem tun.

  • HJ
    Hank Julian Müller

    "Am Wahltag geht Schall zuerst zum Gottesdienst, er ist gläubiger Katholik, über Kirchenfreunde ist er auch zur CDU gekommen."

     

    Mir fehlen ein bisschen die üblichen Kommentare der taz-Futzies zu gläubigen Katholiken. Oder kann es sein, dass sie sich zurück halten, weil das bei Herrn Schall wegen seiner Hautfarbe zu auffällig wäre?

  • BV
    Brian von Nazareth

    Mir fehlen ein bisschen die üblichen Kommentare der PI-Futzies unter diesem Artikel. Oder kann es sein, dass sie sich zurück halten, weil das bei Herrn Schall wegen seiner Hautfarbe zu auffällig wäre?

    Was, wenn er Moslem ist?

  • G
    Guapito

    Es stimmt: Der CDU sind schwere Versäumnisse im Fall des dunkelhäutigen Politikers aus ihrer eigenen Partei vorzuwerfen!

    Ich glaube es war von dieser Partei jedoch gar nichts anderes zu erwarten, da sie doch selbst weit rechts steht.

    Mitbürger aus anderen Teilen der Welt sind ihnen höchstens in niedrigen Positionen, sozusagen als Handlanger genehm.

    Sobald einer aus dieser Gruppe nach oben möchte, egal wie qualifiziert derjenige auch sein mag, werden sie alles tun um dies zu verhindern.

    Die CDU möchte folgenden Menschen haben: zumindest westeuropäische Abstammung (am besten jedoch reindeutsch), heterosexuell, verheiratet, evtl. noch Kirchgänger.

    Alles andere ist für diese Partei letztendlich absonderlich! Die "Schwarzen" eben!

  • G
    glamorama:blog

    Guter Artikel über den braunen Alltag in Thüringen. In "seinem" Wahlkreis Eisenach hat Wieschke übrigens 5,2 Prozent eingeheimst. Traurig für eine Stadt, die mit dem Weltkulturerbe Wartburg, dem Reformator Martin Luther und dem Musiker Johann Sebastian Bach international bekannt ist und jährlich hunderttausende Touristen aus aller Welt zu Gast hat.

     

    Ein anderes Beispiel für rechte Tendenzen in der thüringer Politik ist Arnstadt: Dort regiert seit 15 Jahren die Bürgerinitiative "Pro Arnstadt" und stellt - unter permanenter Duldung der CDU - auch den Bürgermeister. Der pflegt Kontakte zu Österreichs Nationalisten, war viele Jahre lang eng mit Jörg Haider befreundet und klebt sich auch schonmal einen Aufkleber "Hier bin ich die Waffenlobby" an seinen Dienstwagen.

  • VF
    Via Fora

    Guter Bericht.

    Die Versäumnisse der CDU im Fall Zeca Schall sind enorm, die Kampagne der NPD unglaublich. Meiner Meinung nach versagt die Demokratie in Fällen wie einem Verbot dieser braunen Extremistenpartei.

    Gleichzeitig werden die Aktionen der NPD immer lauter, größer, unverhohlener - als Folge fehlender Zeichen gegen sie. Sie scheinen sich alles erlauben zu können.

    Nichts desto trotz natürlich ein guter Grund zur Freude dass ihnen zumindest Thüringen noch die "rote Karte" gezeigt hat.

  • X
    xyz

    Mich stören die Kommentare, die hier leider mal wieder den ostdeutschen Ländern einen Fascho-Generalvorwurf andichten wollen. Als in Baden-Würtemberg die "Republikaner" ein Jahrzehnt lang locker in den Landtag gewählt wurden - waren die B-Wler da auch alle Faschos?

    Mich widert diese selbstgerechte Ignoranz von Leuten, die glauben, als in der Alt-BRD gebürtige Bürger von vorneherein etwas "Besseres" zu sein.

    Ich bin selbst in der alten BRD aufgewachsen und empfand die dort in weiten Teilen kultivierte Einfamilienreihenhaus-mit-Gartenzwerg-Enge als furchtbar bedrückend; anscheinend ist der eigene geistige Gartenzaun aber immer noch viel zu hoch für so manchen.

  • HG
    Herr Günni

    Ein Verbot der NPD macht natürlich aus faschisten keine linken und wird auch keine einzige meinung in den köpfen der WählerInnen ändern.

    Keine rassistische/antisemitische hetze oder angriffe werden verhindert.

    ABER...wäre die Npd verboten, würde das zu massiven finanziellen einbrüchen in der Szene führen.

    Damit wäre ein aufbau von strukturen,finanzielle unterstützung für propaganda wie schulhof cds und werbeblättchen, tausende plakate und vieles mehr massiv behindert.

  • M
    Mirko

    @mks: Prinzipiell stimme ich zu - durch ein Verbot wird niemand vom "falschen Glauben" abfallen (was die Nazis tun und glauben hat schon viel von religiösem Fanatismus...).

    Wie üblich, löst ein Verbot nicht die Ursachen sondern mindert bestenfalls die Auswirkungen. Aber auch deshalb wäre ich für ein Verbot. Es kann doch eigentlich nicht angehen, dass Nazis aus Steuermitteln subventioniert werden (Wahlkampfförderung - die imho auch abgeschafft werden sollte, aber das ist ein anderes Thema...) und teilweise sogar in (regionalen) Regierungen etwas zu sagen haben.

     

    Dass auch(!) mehr bei den Ursachen getan werden muss, steht für mich außer Frage. Dass viel zu viele das Ammenmärchen von den bösen ausländischen Job-Dieben glauben ist genauso furchtbar wie das entstehen von Asso-Vierteln mit starken Migrationshintergrund, die den Rechtssymphatisanten oft als Aufhänger dienen. Dass wohl eher in Deutschland etwas furchbar schief gegangen sein muss, wenn Leute in 3. Generation weder in Deutschland integriert sind noch irgendwelche Kontakte zu dem Herkunftsland ihrer Vorfahren haben (außer evtl. 1 Woche Urlaub pro Jahr...), geht manchen PI-Froinden hier leider nicht in den Kopf...

  • N
    Nigredo

    Zitat: "Die NPD in Thüringen hat [...] einen schwarzen CDU-Politiker bedrängt[...]. Für den Landtag hat es dennoch nicht gereicht."

    Irgendwie klingt das schon sehr übel, ich war bis dato davon ausgegangen, dass hier ein deshalb besser gepasst hätte, als ein dennoch, impliziert diese Aussage doch: "Wer schwarze CDU-Politiker (die sind doch alle schwarz?!^^) bedroht, müsste eigentlich mehr als 5% bekommen." Und diese Aussage hätte ich in der taz nicht erwartet, eher von der NPD oder jenen der Teilen der CDU, die schnell den Herrn Schall überklebten (Eine Tat, die mein Bild von der Union im Übrigen nur bestätigt)

     

    Was der Herr Schall da von sich gibt, klingt für mich recht vernünftig; wie landet so jemand ausgerechnet bei der CDU? Und ist das nun die politische Entsprechung von Minus mal Minus ergibt Plus (Schwarz mal Schwarz ergibt dann doch (teilweise) sinnvolle Politik?)?^^

     

     

    Obwohl sie bei der Union sind, wünsche ich ihnen, Herr Schall, viel Erfolg, wir haben ja in den letzten Jahren gelernt, dass selbst ihre Partei zu leichten Modernisierungen fähig ist, deren Haltung zu denen, die sie für "deutsch" halten und solchen, die nicht dazu gehören, jedenfalls ähnelt oftmals eher der NPD als einer modernen demokratischen Partei.

  • A
    Angstrassismen

    und wenn in thüringen nach 15 Jahren

    immer noch weniger Faschos gewählt werden

    als in NRW, Niedersachsen und Flensburg gemeinsam..

    selbst dann wird der Osten noch in

    die NoGoArea geschoben.

    Anngstreflexe aus dem Bösen aus dem Osten

    müssen ja geschürt werden um Meinungsumfragen

    im Westen aufkosten des Ostens zu generieren.

    Da hat man als Thüringer niemals Rechts gewählt

    kennt keinen NAZI und denoch wird man zu einen

    Abgestempelt......

  • PP
    Peter Panovski

    Der sehr nahe Osten ist für mich Bundesbürger aus NRW immer noch -und jetzt bestätigt- ein fremdes Land. Die Ostzone war für mich eine Welt, die ich gerne besucht habe, weil dort Verwandte von mir leben; Seit der Wende ist die Ostzone ein Tummelplatz fuer Seilschaften der "Ex-Junta" und faschistoiden Outdrops. Hochachtung für... und Dank an alle dort lebenden, die dagegen halten!!

     

    Bin froh, dass Herrn Althaus Ehedasein seit seiner Kollision belebt ist ... - soweit Selbstbekundungen und Pressemeldungen diesbezüglich zu trauen ist.

  • T
    Thüringer

    Also liebe TAZ, _dass_ ist echt mal ein guter Artikel. Schön, dass er ohne des Gepolter auskommt, welches in anderen Artikeln von euch leider häufig zu finden ist.

    Die entsetzliche Stimmungslage im Thüringer Hinterland ist gut getroffen. Das kann ich so bestätigen. Ich frage mich immer, wie man es als "Exot" dort überhaupt aushalten kann. Ich hätte dazu nicht die Kraft. Ich wünsche Herrn Schall den Erhalt seines Mutes, den er für sein Leben in dieser braunen Provinz braucht!

  • W
    Werner

    ""Man muss diese Verbrecher verbieten", sagt er. Doch würde das das Problem lösen?"

     

    Raffiniert gute Frage, Herr Schmidt!

     

    Ja! Probleme verbieten statt Probleme lösen - das ist typisch rechts, nicht nur bei der NPD, sondern auch bei politisch "schwarz" und "gelb".

  • RD
    Richard Detzer

    In einer linkslastigen Hetzrepublik wird rechts nicht nur verboten, sondern auch einmal erlaubt werden müssen. So ist das nun mal mit der Emanzipation. Anders gesagt: Jedesmal wenn links gegen rechts wettert, müssen wieder die Nazis ran. Tolle Arbeitsgemeinschaft, Deutschland nennt man das.

  • O
    Olivia

    @ falscher Thüringer:

    Die Plakatidee mit der Thüringer Bratwurst kommt nicht von ungefähr, nämlich von der Jungen Union selber. Die hatte den wichtigsten politischen Herausforderer Althaus´, Herrn Ramelow von der LINKE, als falschen Thüringer betitelt (und ihn der Thüringer Bratwurst als echten Thüringer gegenüber gestellt) unter dem Motto "Keiner von uns- keiner für uns"...

    Diese PR-Maßnahme wurde vom Landgericht Berlin gestoppt und schließlich von den thüringer Christdemokraten zurückgenommen.

  • S
    Sebastian

    @glamorama:blog

    Dem ist nichts hinzuzufügen.

     

    @Via Fora

    Ich denke auch nicht, daß es sich um eine "rote Karte" handelt, die die NPD in Thüringen bekommen hat. Mit 4,6% sind sie wirklich nur ganz knapp am Landtag vorbeigeschrammt. Wir leben mit einer schleichenden Gewöhnung an die braune Pest, die von der CDU kräftigen Vorschub erhält.

  • K
    Kopfschütteln

    Offensichtlich sind die Thüringer schlauer als die Sachsen. Dort ist man leider mal wieder den rechten Rattenfängern auf den Leim gegangen.

    Fragt sich nur, was schlimmer ist: Der Zulauf an Wählern oder die offensichtliche Unfähigkeit der Sachsen, die Ziele der von Ihnen gewählten Partei zu hinterfragen. Vielleicht hat die höhere Arbeitslosigkeit in Sachsen nicht nur etwas mit der Parteistruktur, sondern auch mit Intellekt

    zu tun.

  • M
    mks

    An alle, die ein Verbot der NPD fordern: Was soll das bitte nützen?! Verschwindet dadurch auch nur ein Neonazi?! Verschwindet dadurch, wie von Geisterhand, plötzlich deren "Gesinnung"?! Woran es in diesem Land fehlt, ist politische Bildung und - besonders im Osten - Perspektive für junge Leute. Seit Jahren kürzt man Budgets für Jugendprojekte und Aktionen gegen Rechts. Und gleichzeitig fordert man ein NPD-Verbot. Das geht nicht zusammen. Ein solches Verbot allein bringt nichts. Es wäre blinder Aktionismus, um den Menschen einzureden, man würde etwas gegen das Problem tun.

  • HJ
    Hank Julian Müller

    "Am Wahltag geht Schall zuerst zum Gottesdienst, er ist gläubiger Katholik, über Kirchenfreunde ist er auch zur CDU gekommen."

     

    Mir fehlen ein bisschen die üblichen Kommentare der taz-Futzies zu gläubigen Katholiken. Oder kann es sein, dass sie sich zurück halten, weil das bei Herrn Schall wegen seiner Hautfarbe zu auffällig wäre?

  • BV
    Brian von Nazareth

    Mir fehlen ein bisschen die üblichen Kommentare der PI-Futzies unter diesem Artikel. Oder kann es sein, dass sie sich zurück halten, weil das bei Herrn Schall wegen seiner Hautfarbe zu auffällig wäre?

    Was, wenn er Moslem ist?

  • G
    Guapito

    Es stimmt: Der CDU sind schwere Versäumnisse im Fall des dunkelhäutigen Politikers aus ihrer eigenen Partei vorzuwerfen!

    Ich glaube es war von dieser Partei jedoch gar nichts anderes zu erwarten, da sie doch selbst weit rechts steht.

    Mitbürger aus anderen Teilen der Welt sind ihnen höchstens in niedrigen Positionen, sozusagen als Handlanger genehm.

    Sobald einer aus dieser Gruppe nach oben möchte, egal wie qualifiziert derjenige auch sein mag, werden sie alles tun um dies zu verhindern.

    Die CDU möchte folgenden Menschen haben: zumindest westeuropäische Abstammung (am besten jedoch reindeutsch), heterosexuell, verheiratet, evtl. noch Kirchgänger.

    Alles andere ist für diese Partei letztendlich absonderlich! Die "Schwarzen" eben!

  • G
    glamorama:blog

    Guter Artikel über den braunen Alltag in Thüringen. In "seinem" Wahlkreis Eisenach hat Wieschke übrigens 5,2 Prozent eingeheimst. Traurig für eine Stadt, die mit dem Weltkulturerbe Wartburg, dem Reformator Martin Luther und dem Musiker Johann Sebastian Bach international bekannt ist und jährlich hunderttausende Touristen aus aller Welt zu Gast hat.

     

    Ein anderes Beispiel für rechte Tendenzen in der thüringer Politik ist Arnstadt: Dort regiert seit 15 Jahren die Bürgerinitiative "Pro Arnstadt" und stellt - unter permanenter Duldung der CDU - auch den Bürgermeister. Der pflegt Kontakte zu Österreichs Nationalisten, war viele Jahre lang eng mit Jörg Haider befreundet und klebt sich auch schonmal einen Aufkleber "Hier bin ich die Waffenlobby" an seinen Dienstwagen.

  • VF
    Via Fora

    Guter Bericht.

    Die Versäumnisse der CDU im Fall Zeca Schall sind enorm, die Kampagne der NPD unglaublich. Meiner Meinung nach versagt die Demokratie in Fällen wie einem Verbot dieser braunen Extremistenpartei.

    Gleichzeitig werden die Aktionen der NPD immer lauter, größer, unverhohlener - als Folge fehlender Zeichen gegen sie. Sie scheinen sich alles erlauben zu können.

    Nichts desto trotz natürlich ein guter Grund zur Freude dass ihnen zumindest Thüringen noch die "rote Karte" gezeigt hat.