Josipovic ist neuer Präsident: Sieg für das europäische Kroatien

Der Sozialdemokrat Ivo Josipovic hat die Stichwahl um das Präsidentenamt mit 60,29 Prozent der Stimmen klar gewonnen. Er kündigte an, Kroatien in die Europäische Union führen zu wollen.

Freut sich über seinen Wahlsieg: Kroatiens neuer Präsident Ivo Josipovic. Bild: ap

ZAGREB dpa | Ivo Josipovic ist neuer Präsident Kroatiens. Der Jura- und Musikprofessor habe in der Stichwahl am Sonntag 60,3 Prozent der abgegebenen Stimmen erzielt, berichtete die staatliche Wahlkommission in der Nacht zum Montag in Zagreb. Sein Herausforderer, der langjährige Zagreber Bürgermeister Milan Bandic, habe das Rennen deutlich mit 39,7 Prozent der Stimmen verloren. Der Sieger war Kandidat der oppositionellen Sozialdemokraten und Vertreter des linken politischen Lagers. Verlierer Bandic vertrat den konservativen Teil des kleinen Adrialandes.

Der scheidende Präsident Stjepan Mesic, der nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten konnte, sagte Montagmorgen in Zagreb: "Das europäische Kroatien hat gewonnen".

Der 52-jährige Josipovic kündigte an, die Abrechnung mit der Kriminalität werde im Mittelpunkt seiner Arbeit stehen. "Das habe ich versprochen und das werden wir auch durchführen". Und: "Ich werde Euch nicht enttäuschen". Er verließ den Saal mit seinen Anhängern mit dem Abspielen der Europa-Hymne. Das war ein Novum, denn sonst wird immer die kroatische Nationalhymne gespielt.

In der Parteizentrale der Sozialdemokraten (SDP) ließ sich Josipovic von seinen Anhängern mit "Ivo-, Ivo-Rufen" frenetisch feiern. Er stehe für ein "Programm der neuen Gerechtigkeit", sagte der Sieger in einer ersten Reaktion. Der kleine Adriastaat müsse "ein Land werden, in dem Arbeit belohnt sowie bezahlt und Kriminalität bestraft wird", sagte er weiter. Er appellierte an die Anhänger seines unterlegenen Gegenkandidaten, ihn als "Präsident aller Bürger" anzunehmen: "Ich werde auch Ihr Präsident sein, weil ich nicht trennen, sondern verbinden will".

Wahlverlierer Bandic schrieb seine Niederlage dem "Hass und der Unduldsamkeit" zu, die von seinen politischen Gegnern gegen ihn entfacht worden seien. Wörtlich sagte Bandic: "Eine solche Menge an Hass und Unduldsamkeit hat es in dieser Region in den letzten 20 Jahren nicht mehr gegeben".

Er gratulierte dem Wahlsieger und wünschte, dass dieser "Präsident aller Kroaten wird". Er werde keine Konsequenzen aus seiner Niederlage ziehen, sondern "morgen als Bürgermeister Zagrebs die Arbeit wieder aufnehmen". Welche politischen Ziele er darüber hinaus anstrebt, ließ er offen. Er versicherte lediglich: "Ich werde nicht aufgeben und weiter machen".

Die Stichwahl war auf größeres Interesse bei den 4,5 Millionen Wählern gestoßen als die erste Runde vor zwei Wochen. Die Wahlbeteiligung habe bei 50,3 Prozent gelegen, während sie vor zwei Wochen nur 44 Prozent betragen habe, teilte die Wahlkommission mit. Im Wahlkampf war die Stichwahl von beiden Seiten als Richtungsentscheidung zwischen Links und Rechts bezeichnet worden. Sozialdemokrat Josipovic habe die meisten Stimmen daher auch in den Großstädten errungen, hieß es. Verlierer Bandic habe dagegen bei den traditionell nationalistisch ausgerichteten Auslandskroaten vor allem im benachbarten Bosnien-Herzegowina punkten können.

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