Kommentar: Alles eine Frage des Augenmaßes

Sozialmanager müssen nicht in Sack und Asche herumlaufen - aber einen Maserati sollten sie auch nicht fahren.

Darf es Luxus geben bei Chefs von karitativen Einrichtungen wie der Treberhilfe? Darf ein Sozialmanager Borsalino tragen und sich im Maserati chauffieren lassen? Oder muss er einem diffusen öffentlichen Bild entsprechen, das eher einen Asketen erwartet?

Die Frage stellt sich nicht nur dort. Mit dicker Zigarre und Edelklamotten kam auch Exkanzler Schröder in die Kritik. Ein SPDler im Outfit der Reichen? Schröder war fortan der "Brioni-Kanzler". In der SPD habe man zwar nichts mehr dagegen, wenn einer viel Geld verdiene, sagte mal ein früherer Berliner SPD-Vize - "nur richtig zeigen darf man es nicht".

Natürlich muss ein Sozialmanager nicht in härenem Gewand durch die Welt gehen. Auch ein Dienstwagen mit Chauffeur muss möglich sein, wenn sich so Arbeitszeit sparen lässt. Nüchtern betriebswirtschaftlich betrachtet könnte ein guter Sozialmanager sogar vorrechnen, dass sich ein gewisser Luxus lohnt, weil er mehr hereinwirtschaftet, als ein Maserati oder teure Geschäftsessen kosten. Ungefähr so rechtfertigt die Deutsche Bank das Gehalt ihres Chefs.

Der Unterschied ist bloß: Die Deutsche Bank ist nicht auf Spenden angewiesen, eine karitative Einrichtungen schon. Beim Spenden aber ist weniger nüchternes Kalkulieren als das Bauchgefühl entscheidend - und dabei passen Spenden und Maserati nicht zusammen. Der Chef muss sich nun nicht mitleidheischend in Lumpen kleiden. Aber gesunder Menschenverstand sollte ihm sagen, dass ein solider Passat als Dienstwagen völlig ausreicht.

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Jahrgang 1967. Seit 2002 mit dreieinhalb Jahren Elternzeitunterbrechung bei der taz Berlin. Schwerpunkte: Abgeordnetenhaus, CDU, Grüne.

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