piwik no script img

Kommentar HelgolandAus zwei mach eins - mit Auflagen

Kommentar von Sven-Michael Veit

Es ist eine dieser Ideen auf der mitunter schmalen Grenze zwischen Wahnsinn und Genialität: Die Aufschüttung zwischen Helgoland und der Insel Düne.

E s ist eine dieser Ideen auf der mitunter schmalen Grenze zwischen Wahnsinn und Genialität. In der Nordsee soll zusammengeschüttet werden, was jahrtausendelang zusammengehörte: Die Wiedervereinigung Helgolands mit der Insel Düne ist ein Plan, den zu debattieren sich lohnt und dessen Verwirklichung mehr Chancen als Risiken birgt.

Technisch ist es angeblich kein Problem, das finanzielle Wagnis gilt als überschaubar, ökologische Bedenken wurden nicht erhoben und die Folgewirkungen können nicht erschrecken. Vor 30 Jahren hatte die Hochseeinsel doppelt so viele Einwohner und Touristen. Es ist der stetige Prozess der Auszehrung, der gestoppt werden kann.

Die Wiedergewinnung des Landes, das die Nordsee vor 290 Jahren wegspülte, ist im Grundsatz sinnvoll. Der Tourismus ist das einzige wirtschaftliche Standbein der Insulaner. Und dafür sind konsequenterweise die Stärken zu stärken: keine Autos, keine Bettenburgen, kein Lärm außer Möwengeschrei, dazu die definitiv sauberste Luft in ganz Deutschland und rundherum ein Meeresschutzgebiet.

Der Bürgerentscheid bietet die Gewähr, dass keine anonymen Investoren einheimische Zimmervermieter und Gastwirte in den Ruin treiben können. Ein Ja mit Auflagen zu versehen, ist ein Leichtes. Sanfter Tourismus auf hoher See: So könnte er funktionieren.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Hamburg-Redakteur
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • L
    lounger

    Gigantomaner Schwachsinnsplan meine ich als regelmäßiger Helgolandurlauber.

     

    Der Tourismusschwund ist in Wahrheit auf zwei Dinge zurückzuführen: Geringere Attraktivität des zollfreien Handels und die völlig verplante Vermarktung der Insel.

     

    Helgoland eignet sich aufgrund der beschwerlichen Anreise eigentlich nicht als Wochenendziel (außer man nimmt den co2 feindlichen Inselhopper für 200+ Euro), sondern als geruhsames Eiland, für einen langsamen, entspannenden Aufenthalt. Ideal eigentlich für die wachsende ältere Bevölkerung mit ein bisschen Geld zum Shoppen und dem Bedürfnis zu kuren. Ebenfalls eher nicht existent im Helgoländer Marktingkonzept sind Segler, Angler, Allergiker (die dort ein duftes Leben haben) oder Familien.

     

    Statt einfachere Anreisemöglichkeiten und bessere Kurmöglichkeiten zu schaffen, herrscht immer noch beschwerliches, sommerliches Ausbooten vor und erst jetzt nach Jahren gibt es ein zeitgemäßes Schwimmbad.

     

    Statt auf Sand gebauter und damit riskante Inestitionen - und dass ist in Zeiten steigender Meeresspiegel das Aufschütten einer Hochsee(!)insel -

    sollte man zurück zum Aufschwung Helgolands: Als beschauliches Kurbad mit in Deutschland einzigartiger Lage und spannenden Entdeckungsmöglichkeiten.