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beim lesen von sebastians kommentar [13.8.; 9:42] hat sich mir der magen umgedreht.
gut, dass a.zumach überhaupt zum (medial fast völlig totgeschwiegenen) thema "empathie" schreibt. er hätte jedoch ruhig drastischere worte finden dürfen. "atomwaffen" und "korruption" scheinen mir relativ unbedeutend für die ausbleibende hilfe - "kopftuch" und "turban" sind nach 10jahren "endlich offen & ohne multikulti-romantik"-fremdenfeindlicher hetze in medien&politik wohl entscheidender.
übrigens hat empathie eigentlich nix mit "verbunden fühlen" oder "staatszugehörigkeit" zu tun. sondern gerade unabhängig davon zu erkennen:
mensch ist mensch
Ich hab schon gespendet, aber für Russland. Mit denen fühle ich mich auf jeden Fall mehr verbunden als mit Pakistan. Zum Glück kann man bei uns frei wählen an wen man spendet.
Die Spendenbereitschaft je Katastrophe hat glaube ich wenig mit der Stärke unserer Empathie zu tun, sondern eher damit
1. wie spektakulär über eine Katastrophe berichtet wird
2. ob das Spektakel die vorige Katastrophe übertrifft
3. wie lange die letzte Katastrophe her ist.
Und die Höhe des jeweiligen Spendenbetrages hängt davon ab, wieviel Geld einer hat und wie sehr ihn sein Gewissen plagt.
Und weil all diese Faktoren zu sehr sprunghaften, dem jeweiligen Bedarf nicht angemessenen Spendenflüssen führen, empfiehlt es sich für einen, der spenden will, einer seriösen Hilfsorganisation einen regelmäßigen Betrag zu spenden, auf den sie sich verlassen und entsprechend Spendenaufkommen und jeweiliger Bedarfseinschätzung verteilen kann.
Am eigentlichen Skandal, wie wenig Mittel unser reiches Land für eine wirksame Hilfe für die armen Länder übrig hat, und dass unter FDP-Minister Niebel die Mittelvergabe jetzt im Falle Afghanistan auch noch daran gebunden ist, ob NGOs bereit sind, mit dem Militär vor Ort zusammenzuarbeiten, ändert das natürlich kein Jota.
Soll der Ukraine erlaubt werden, Ziele tief in Russland mit westlichen Raketen und Marschflugkörpern anzugreifen? Ein Pro und Contra.
Kommentar Hochwasser in Pakistan: Die Rangfolge der Empathie
Spenden- und Hilfsbereitschaft für die Opfer hat meist mehr mit Empathie zu tun als mit der Schwere einer Katastrophe – und Pakistan ruft negative Assoziationen hervor.
Nur selten erreicht nach Naturkatastophen die notwendige Hilfe die Betroffenen rechtzeitig und in ausreichender Menge. Nach den Überschwemmungen in Pakistan ist die Diskrepanz zwischen benötigter und bereitgestellter Hilfe allerdings größer als selten zuvor.
Mit über 13 Millionen ist die Zahl der Hilfsbedürftigen in Pakistan so groß wie noch nie seit Gründung der UNO vor 65 Jahren. Doch noch immer haben die humanitären Sonderorganisationen der UNO von ihren 192 Mitgliedsstaaten nicht die Mittel erhalten, um schnell und effektiv genug reagieren zu können. Ein ständiger Nothilfefonds von mindestens einer Milliarde US-Dollar, vor zwei Jahren von der Generalversammlung beschlossen, sollte diese schnelle Reaktion ermöglichen - unter anderem durch Vorsorgemaßnahmen wie der Einrichtung von Depots mit Nahrungsmitteln, Medikamenten und anderen überlebenswichtigen Gütern in oder an den Grenzen zu Regionen und Ländern, die besonders durch Naturkatastrophen bedroht sind.
Nach allen bisherigen Erfahrungen und Erkenntnissen der Wetter- und Erdbebenforschung gehört auch Pakistan zu diesen Ländern. Doch der UN-Nothilfefonds wurde von den Mitgliedsstaaten nie ausreichend gefüllt, weshalb die UNO jetzt um Spenden in Höhe von zunächst 360 Millionen Dollar betteln muß.
Es ist zu befürchten, dass dieser Spendenappell wenig erfolgreicher sein wird als jene des Roten Kreuzes und der in Pakistan engagierten privaten Hilfsorganisationen. Denn kaum ein Land der Erde ruft - zumindest in den westlichen Staaten - ähnlich negative Assoziationen hervor wie Pakistan: Korruption, Taliban, Atomwaffen und dazu ein Präsident und eine Regierung, die bislang vor allem ein zynisches Desinteresse am Schicksal der eigenen Bevölkerung demonstriert haben. Anders als in vielen asiatischen Staaten, die vor vier Jahre von der Tsunami-Katastrophe betroffen waren, gibt es in Pakistan auch kaum westliche Touristen, die mit diesem Land vielleicht positivere Eindrücke verbinden könnten.
Dass Spenden- und Hilfsbereitschaft für die Opfer meist mehr mit Empathie zu tun als mit der Schwere einer Katastrophe, zeigt sich gegenwärtig ja auch in Europa. Im Vergleich zwischen den Überschwemmungen an Oder und Neiße und den Bränden in Russland, die derzeit täglich rund 350 Tote fordern, finden letztere auch ein deutlich geringeres Echo.
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Kommentar von
Andreas Zumach
Autor
Journalist und Buchautor, Experte für internationale Beziehungen und Konflikte. Von 1988-2020 UNO- und Schweizkorrespondent der taz mit Sitz in Genf und freier Korrespondent für andere Printmedien, Rundfunk-und Fernsehanstalten in Deutschland, Schweiz,Österreich, USA und Großbritannien; zudem tätig als Vortragsreferent, Diskutant und Moderator zu zahlreichen Themen der internationalen Politik, insbesondere:UNO, Menschenrechte, Rüstung und Abrüstung, Kriege, Nahost, Ressourcenkonflikte (Energie, Wasser, Nahrung), Afghanistan... BÜCHER: Reform oder Blockade-welche Zukunft hat die UNO? (2021); Globales Chaos-Machtlose UNO-ist die Weltorganisation überflüssig geworden? (2015), Die kommenden Kriege (2005), Irak-Chronik eines gewollten Krieges (2003); Vereinte Nationen (1995) AUSZEICHNUNGEN: 2009: Göttinger Friedenspreis 2004:Kant-Weltbürgerpreis, Freiburg 1997:Goldpreis "Excellenz im Journalismus" des Verbandes der UNO-KorrespondentInnen in New York (UNCA) für DLF-Radiofeature "UNO: Reform oder Kollaps" geb. 1954 in Köln, nach zweijährigem Zivildienst in den USA 1975-1979 Studium der Sozialarbeit, Volkswirtschaft und Journalismus in Köln; 1979-81 Redakteur bei der 1978 parallel zur taz gegründeten Westberliner Zeitung "Die Neue"; 1981-87 Referent bei der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste, verantwortlich für die Organisation der Bonner Friedensdemonstrationen 1981 ff.; Sprecher des Bonner Koordinationsausschuss der bundesweiten Friedensbewegung.