Kommentar Atommüll-Exporte: Türöffner aus Ahaus

Die Brennelemente in Ahaus enthalten kein hochangereichtes Uran. Das legt den Verdacht nahe, dass das Ziel des geplanten Transports nicht der Schutz vor Strahlen ist.

Die Verbreitung waffenfähiger Materialien verhindern - das ist die offizielle Begründung für den geplanten Castor-Transport von Ahaus ins russische Majak. Die Aktion, so heißt es, sei Teil des "Russian Research Reactor Fuel Return"-Programms, vereinbart zwischen den USA, Russland und der Internationalen Atomenergiebehörde.

Das Ziel: Brennelemente aus hochangereichertem Uran, wie sie vor allem in Forschungsreaktoren eingesetzt wurden, zurück in ihre Herkunftsländer zu schaffen und dort so verarbeiten, dass keine Bomben daraus mehr entstehen können. Mit diesem Auftrag wurden in den vergangenen Jahren unzählige, oft miserabel gesicherte Brennstofflager in politisch instabilen Regionen geräumt. Dagegen ist wenig einzuwenden.

Im Falle der in Ahaus lagernden Brennelemente aus dem stillgelegten DDR-Forschungsreaktor in Rossendorf aber liegt die Sache anders. Denn sie enthalten zum allergrößten Teil weniger als 20 Prozent Spaltstoff - es handelt sich also nicht um hoch-, sondern um niedrig angereichertes Uran. Allenfalls ein kleiner Teil könnte ausweislich des Gutachtens der Gesellschaft für Reaktorsicherheit bis zu 30 Prozent angereichert sein. Auch daraus lassen sich keine Bomben bauen.

Aus proliferationspolitischer Sicht gibt es also eher keinen Grund für den Atommüll-Export. Zumal die Anlage in Majak, die das Material verarbeiten könnte, auf unbestimmte Zeit stillliegt. Auch in Russland wird der Atommüll erst einmal nur abgestellt - sicher nicht sicherer als in Ahaus.

Das legt den Verdacht nahe, dass es beim Transport des Strahlenmülls hinter den Ural um ein ganz anderes Ziel geht: Majak oder Russland als Entsorgungsweg für deutschen Atommüll zu etablieren. Dem Einhalt zu gebieten, ist umso wichtiger.

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