Ein Wasser, zwei Preise: Aus dem Fluss in die Bonaqua-Flasche
Das Wasserwerk Echthausen gewinnt Trinkwasser aus der Ruhr. Ein Teil geht als Leitungswasser in die Haushalte. Der andere wird von Coca Cola als Bonaqua teuer verkauft.
In Echthausen entscheidet sich, welcher Teil des Wassers aus der Ruhr weiter durch das Ruhrgebiet fließt und welcher Teil unter dem Markennamen Bonaqua im Supermarkt verkauft wird. In dem nordrhein-westfälischen Ort mit seinen gut 1.000 Einwohnern steht das Wasserwerk Echthausen, das jeweils zur Hälfte den Dortmunder Wasserwerken und dem Wasserkonzern Gelsenwasser gehört. Das Wasser aus der Ruhr wird hier gereinigt, über das Leitungsnetz gelangt es in die Haushalte. Und zur Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG, die in der Region eine ihrer Abfüllanlagen betreibt.
Der Konzern zahlt 0,16 Cent pro Liter für das Leitungswasser. Er reinigt es erneut, schüttet Mineralien dazu, sprudelt es mit CO2 auf und verkauft es unter dem Namen Bonaqua. Im Supermarkt kostet 1 Liter rund 50 Cent - im Vergleich zum Einkaufspreis des Wassers ist das ein Aufschlag von mehr als 30.000 Prozent.
Dies entspricht allerdings nicht der tatsächlichen Rendite des Konzerns, denn zwischen dem Abzapfen des Leitungswassers und dem Verkauf des Wassers im Supermarkt entstehen auch weitere Kosten. Die Produktion der Plastikflaschen und der Transport des Wassers in die Supermärkte verbraucht zum Beispiel viel Energie.
Das ist auch der Grund, warum Bonaqua nicht nur viel teurer ist als Leitungswasser, sondern auch viel umweltschädlicher. Die Branche "braucht fossile Rohstoffe als Grundstoff für die Herstellung von Plastikflaschen, fossile Rohstoffe als Energieträger für die Befüllungsanlagen und fossile Rohstoffe als Treibstoff für die Transportfahrzeuge", sagt Benedikt Kauertz vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg. Und wenn die Plastikflaschen beseitigt werden, entsteht bei der Verbrennung CO2.
***Opentaz***
Der Wunsch: Johannes Benz aus Tauberbischofsheim in Baden-Württemberg mailte uns: "Mich würde interessieren, ob es stimmt, dass die Firma Coca-Cola das Wasser für ihr Bonaqua-Tafelwasser aus der ganz normalen Trinkwasserversorgung einer deutschen Stadt bezieht und, falls ja, wie die Rendite-Margen sind."
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Nach einer Studie des auf Ökobilanzen spezialisierten Instituts ESU Services verursacht stilles Mineralwasser zwischen neunzig- und mehr als tausendmal höhere Umweltbelastungen als Leitungswasser. Trotzdem greifen 65 Prozent der Menschen in Deutschland täglich zu abgefülltem Wasser.
Laut dem Verband Deutscher Mineralbrunnen lag der Pro-Kopf-Verbrauch bei durchschnittlich 133 Litern - im Jahr 1970 waren es noch lediglich 12,5 Liter.
Mit der Gesundheit lässt sich dieser Anstieg nicht rational erklären, denn auch Leitungswasser kann man bedenkenlos trinken. "Mineralwasser enthält zwar häufig mehr Mineralstoffe, aber gesünder ist es deshalb erst einmal nicht", sagt Antje Gahl, Sprecherin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Die meisten Mineralstoffe würden sowieso über feste Nahrung aufgenommen. Nur bei alten Häusern mit Bleileitungen kann der Bleigehalt im Wasser schädlich für Säuglinge und Kleinkinder sein.
Die tatsächliche Rendite mit Bonaqua veröffentlicht Coca-Cola nicht. Bekannt ist nur der Gesamtgewinn des Konzerns, der im Jahr 2009 bei 8,9 Milliarden Dollar lag. Bei einem Eigenkapital von 25,3 Milliarden Dollar entspricht das einer Eigenkapitalrendite von 35 Prozent innerhalb eines Jahres. Zum Vergleich: Bei einem Sparbuch gibt es nur rund ein Prozent.
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Dieser Text über überteuertes Wasser – und zusätzlich ein Bericht über den Wassertester Jerk Riese – erscheint auch in der sonntaz vom 11./12. Dezember 2010. Ab sofort mit noch mehr Seiten, mehr Reportagen, Interviews und neuen Formaten. Die sonntaz kommt jetzt auch zu Ihnen nach Hause: per Wochenendabo.
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